Registriert: Sa 13. Okt 2007, 16:22 Beiträge: 1590
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Stimmungsspiegel zum 12. Elasias 1380 - Ein neuer Umbruch?Seit der Name eines gewissen Flammo auf der Kandidatenliste des Hafenviertels aufgetaucht ist, hallt hin und wieder der tiefe Donner einer Militärtrommel durch die engen, dunklen Hafengässchen. Zuerst sind sie zwischen dem Fischmarkt und der Feuerlagune aufgetaucht, die kleinen Gruppen von Männern und Frauen und Halbstarken, die lärmend durch die Straßen ziehen, Parolen skandieren, und mit ihrem Getrommel die aufregende Stimmung eines Umbruchs verbreiten. Immer wieder wird das Motto „Quis contra nos!“ aus feuchten oder schon heiseren Kehlen in den abendlichen Himmel gestoßen, was angeblich so viel heißt wie: Wer ist gegen uns? – Zumindest meinen das jene, die am lautesten brüllen.
Die Gruppen bezeichnen sich selbst als die „Scaccabaruzzen“, tragen als Zeichen ein weiß gebleichtes oder ungefärbtes Stück Stoff um den Arm gebunden und sind zusammengewürfelt aus allen Schichten: Matrosen, Schauerleute, Zunfthandwerker, Werftarbeiter, aber auch kleinere Händler und arbeitslose Taugenichtse sind darunter. Gemeinsam ist ihnen allen der selbstbewusste, fast überhebliche Auftritt. Die Scaccabaruzzen stehen, posieren geradezu an den Kreuzungen um zu zeigen: Wir sind da! Die meisten haben sich für ihren Auftritt modisch herausgeputzt, soweit es ihr Geldbeutel eben zulässt, viele versuchen mit demonstrativ zur Schau gestellter Bewaffnung Eindruck zu schinden, und sei es auch nur ein behelfsmäßiger Holzknüppel. Es hat den Anschein, als wollten die Schiffsratten plötzlich den stolzen Pfau spielen, als würde die Scaccabaruzzen versuchen, adelige Grandezza zu versprühen.
Man spricht darüber, dass der Hafen Besseres verdient habe, als Wiege der Stadt – die gelehrten Archivare, die es besser wissen, sitzen fernab in ihren verstaubten Kammern -, dass Rivin den wahren Rivinern gehöre, über die Ehre der alt hergebrachten Zünfte, über freies Glücksspiel, Unterhaltung, Liebe, damit sich die Straßen und Beutel wieder füllen mit goldigem Glanze, man spricht von den Reichen im Marktviertel, in Baldurs Tor und in Tiefwasser, deren dickbauchige Schiffe man, die Poren voller Schweiß, be- und entlädt, während man selbst sich in die Hungerschlange vor den Selunetempel einreihen muss, und dass damit Schluss wäre, dass die edlen Rivinschen Vorväter es auch nicht anders gemacht hätten, und überhaupt: Quis contra nos? Es ist ein Aufbegehren, das stolzer nicht sein könnte, voller Ideale, die lange nicht mehr geweckt worden sind. Jedes Hafen-Hungermaul wird an dem übriggebliebenen Bisschen seiner Ehre gepackt, seine Not von gekränktem doch hoffnungsvollem Stolz überdeckt. Und über andere Kandidaten, die Calimshitin Khalid und (hinter vorgehaltener Hand) die Umberlee-Hohepriesterin Sehvet, wird freilich hergezogen.
So präsentieren sie durch die Straßen, die Scaccabaruzzen, um den Stolz in jedes noch so kleine Drecksloch zu tragen. Es geht auch ein Gerücht um, dass die Scaccabaruzzen einen Tagelöhner aus dem Rivinschen Umland übel zusammengedroschen hätten, unter dem Vorwand, er wäre kein Riviner. Doch das scheint bis jetzt ein Einzelfall gewesen zu sein. Gelangen die durch die Straßen ziehenden Grüppchen in den Verdacht der Miliz oder der vereinzelten Garde-Hafenwächter, sammeln sie sich in und um die Tavernen. Es lässt sich schwer beurteilen, wie und ob die Scaccabaruzzen überhaupt organisiert sind. Manch einer spricht davon, ein Handgeld bekommen zu haben, als er sich den Scaccabaruzzen angeschlossen hatte, andere wiederum, einfache Mitläufer, wissen nichts davon.
Der Scaccabaruzzische Hoffnungsträger: Flammo, ein Halbling, der angeblich eine tiefe Abneigung gegen sein eigenes Volk hegen soll, der sich bisher mehr in Tiefwasser als in Rivin aufgehalten hat - im Herzen ist er trotzdem ein wahrer Riviner, meinen die eingefleischten Scaccabaruzzen -, und der in Rivin als "Geschäftsmann" aufgetreten ist. Manche wissen es besser und beharren darauf, dass Flammo im Kurtisanengeschäft war, was ihn für die einen volksnah macht, für die anderen aber zum Abschaum. Allerdings lässt sich das letztere Bild schwer aufrecht erhalten, wenn man die Scaccabaruzzen von Flammos Eleganz, adeligem Stil und von seiner Großherzigkeit sprechen hört. Ein ehrenvoller Gentiluomo, der aufgrund seines aristokratischen Habitus in den elitären Ränkespielen der Stadt mitspielen kann, für den Hafen etwas herausschlagen kann, oder doch nur ein Heuchler mit klingendem Namen? [Text und Bild sind von Lothlann. Bei Fragen oder Beitrittsinteresse zu den Scaccabaruzzen einfach eine PM an Lothlann im Forum.]
_________________ "Yes... I destroy worlds.. create worlds." (Lelouch, Code Geass)
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