Heute hatte es schließlich auf dem öffentlichen Platz der Stadt ein kleines Spektakel gegeben. Illiam'cice, die erste Tochter des Hauses Kent'tar, war aus Eryndlyn vorzeitig zurückgekehrt und hatte zu einer Kundgebung gerufen. Doch manch einer mochte sich wundern, dass Illiam'cice eine unbekleidete Dunkelelfe an einer Eisenkette hinter sich herzog und dann in einer entwürdigenden Weise an einen vorbereiteten Richtblock ankettete, durch den ihr Gesicht und ihre Knie und Beine am Boden im Staub lagen, ihr Gesäß jedoch auf dem Richtblock erhoben der ganzen Menge preisgegeben wurde. Von ihrem Gürtel nahm Illiam'cice eine Peitsche und ließ sie aufrollen, diese machte ein knallendes Geräusch, als sie sich auf dem Boden ausbreitete. Dann ließ die Priesterin die Peitsche gut vernehmlich einige Male hören, indem sie sie durch die Luft schwang und wuchtvoll in den Staub des Bodens fegen ließ, der davon aufgewirbelt wurde. Dann erhob sie laut ihre Stimme.
"Manch eine und manch einer mag sich wundern, warum ich eine Frau in solch unwürdiger Position ankette und euch vorführe. Doch ich kann jenen sagen: Einer Frau würde ich so etwas nie antun."
Dann deutete sie mit anklagender Stimme mit der Peitsche in Richtung der angeketteten Dunkelelfe.
"Aber dies ist keine Frau. Sie hat ihr Recht verwirkt, als Frau gesehen zu werden. Sie hat ihre Weiblichkeit verwirkt. Weil sie ihre Weiblichkeit verkauft hat. Eine Dunkelelfe, die ihre Weiblichkeit verkauft, hat ihre Weiblichkeit verloren."
Erneut ist der Knallen der Peitsche zu vernehmen, erneut nur in den Staub.
"In der neunten Rolle der Schriften können wir lesen: Lolth aber kennt jede Seele und wiegt sie sorgsam ab, bevor sie diese in die Welt der Lebenden einfügt. Wertvolle Seelen werden Adlige, weniger wertvolle Seelen werden Bürgerliche, wertlose Seelen werden Sklaven. Würdige Seelen werden Frauen, weniger würdige Seelen werden Männer. Darum sei jede Frau daran erinnert, wann immer sie sich als unwürdig betrachtet - Lolth sah ihre Seele als würdig an. Lolth versah ihre Seele mit der Würdigkeit, Frau zu sein. Wer aber dies missachte, missachtet den Willen Lolths."
Die Priesterin hob mahnend ihren Zeigefinger.
"Und in der elften Rolle, da heißt es, das manches Mal, eine Frau an ihre Würdigkeit erinnert werden muss, wenn sie diese vergisst, den Segen Lolth riskiert und sich entehrt. Eine Frau, die sich selbst entehrt, die entehrt Lolth."
Illiam'cice machte eine düstere Pause bei diesen Worten. Die angekettete Dunkelelfe japste dabei furchtsam auf.
"Niemand kann einer Frau die Weiblichkeit nehmen, außer sie sich selbst. Darum achte eine jede Schwester auf ihre Schwester, dass sie sich nicht entehren lasse."
Anklagend richtete die Priesterin ihre Hand auf die angekettete Dunkelelfe.
"Diese Frau, die keine Frau mehr ist, hat die schwere Sünde begangen, einem Mann untertan zu sein. Sie hat sich ihm unterworfen. Eine Sünde, die nur unter einer Voraussetzung keine Sünde ist - wenn sie temporär dem eigenem Lustgewinn dient, denn der Lustgewinn einer Frau ist heilig, so wie Lolth heilig ist. Doch diente die Sünde dem Lustgewinn? Gefällt es dir, unterworfen und erniedrigt zu werden? Werden wir deine Lustschreie vernehmen, wenn wir dich peitschen? Wir werden es prüfen."
Rasch wollte die angekettete Dunkelelfe bereits etwas sagen, womöglich ein Geständnis, doch da schlug die Peitsche der Priesterin schon zu, schlug unbarmherzig zu und entlockte der angeketteten Dunkelelfe furchtbare Schreie, die sehr eindeutig eher der Kategorie Schmerz denn der Lust zuzuordnen waren.
Ein Peitschenhieb. Zwei Peitschenhiebe. Drei Peitschenhiebe. Vier Peitschenhiebe. Ein wenig Lust schien da schon zu sein, aber nicht bei der angeketteten Dunkelelfe, sondern vielmehr bei Illiam'cice, der Priesterin, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen.
"Das klang nicht nach Lust. Daher gestehe deine Schuld, Sünderin. Warum warst du einem Manne untertan, wider die natürliche Ordnung, wieder den Dogmen Lolths?"
Die angekettete Dunkelelfe stammelte zuerst, sprach aber dann rasch. Dabei hatte sie einige Schwierigkeiten, denn einige ihrer Zähne waren beschädigt worden.
"I-ich kam alleine her... verdeckt. Mein Haus ist vernichtet, doch viele Angehörige eines feindlichen Hauses fanden hier Obdach. Ich m-musste schnell fliehen, habe weder Geld noch Einfluss. Ich br-brauchte Schutz vor den Sargtlin und Meuchlern des feindlichen Hauses. I-ich machte mir einen hauslosen Krieger untertan, i-ich..."
Sie kreischte voller Pein auf als die Peitsche sie erneut traf und ihre Stimme dann stärker zittern ließ, Illiam'cice sprach für sie weiter.
"Du hast seinen Schwanz gelutscht. Das ist nicht einen Mann untertan machen. Das ist, einem Mann untertan zu sein, damit er dich beschützt. Es diente nicht deinem Lustgewinn, sondern seinem. Aus Angst um deine Sicherheit."
Illiam'cice trat nun zu ihrem Gesicht, ging in die Hocke, streichelte sie sanft, fast zärtlich und fürsorglich über die Wange, sprach dann weiter.
"Wärest du zu mir gekommen, Schwester, ich hätte auf dich geachtet, ich hätte dich beschützt. Aber du bist zu einem Mann gegangen. Einem Mann. Du wählst eher einen Mann als eine Priesterin der Dunklen Mutter aufzusuchen. Du ziehst einen Mann der Dunklen Mutter vor. Und jetzt sehe ich da Tränen auf deiner Wange."
"N-nau, Herrin...!"
"Du sagst, ich lüge? Du sagst, eine Priesterin der Dunklen Mutter lügt?"
Und nun waren da tatsächlich Tränen zu sehen und die Stimme der Frau war fast ein verkrampftes Schluchzen.
"Bitte beschützt mich, Herrin."
Fast war es eine Spur zu theatralisch. Als wäre der Frau gesagt worden, wann sie was zu sprechen hat, um lebendig aus dieser Sache herauszukommen. Ob es eine Inszenierung war oder nicht, ob es seine Wirkung haben würde oder nicht, das mochte am Ende nur das Publikum entscheiden.
"Bittest du um Vergebung?"
"Ich bitte euch um Vergebung!" Die angekettete Dunkelelfe schrie es nun fast.
"In den Schriften heißt es jedoch: Vergebung könnten wir nur durch Lolth erlangen. Doch Lolth kennt keine Vergebung. Daher gibt es keine Vergebung."
"Bitte... nicht..."
"Aber wir können Buße tun. Denn all unsere Taten werden von Lolth sorgsam bemessen. Wir können Sünden nicht bereinigen. Aber wir können dafür sorgen, dass unsere anderen Taten sehr viel stärker wiegen als alle Verfehlungen. Dann mag Lolth ihnen mehr Gewicht zumessen und über die Fehler hinweg sehen. Zunächst aber muss ich dich von Schwäche befreien, Schwester. Für jede deiner Tränen erhältst du nun weitere Peitschenhiebe. Und für jede weitere Tränen wieder mehr Peitschenhiebe. Solange bis du keine Tränen mehr vergisst oder keine mehr hast."
"N-nau Herrin!"
Und die Peitsche knallte. Und knallte. Und knallte. Und knallte. Und knallte. Und knallte. Die Schreie der angeketteten Dunkelelfe hallten lauthals durch das Gewölbe Har'dor'kars. Manche ihrer Zähne begannen zu splittern, während sie schrie und schrie und schrie. Doch Illiam'cice peitschte unbarmherzig weiter. Peitschenhieb um Peitschenhieb riss Haut und Fleisch vom Leib der angeketteten Dunkelelfe, das von Illiam'cice bevorzugte Ziel war das emporgerichtete Gesäß ihres Opfers. Vielleicht war unbarmherzig aber auch das falsche Wort, denn der Priesterin schien das eigene Tun tatsächlich einen beträchtlichen Lustgewinn zu bescheren. Und sie peitsche solange weiter, bis das Gesäß der angeketteten Dunkelelfe im Grunde nur noch eine einzige, offene Wunde war. Zwischendurch hatte ihr Opfer ab und an das Bewusstsein verloren, doch weitere Peitschenhiebe hatten sie wieder geweckt. Am Ende war die angekettete Dunkelelfe nur noch ein zitterndes Häufchen Elend. Und ihr Gesicht war feucht Schweiß und Tränen, aber vielleicht hatte Illiam'cice auch nur aufgehört, zu zählen.
Ungeniert fasste sich die Priesterin unter die eigene Kleidung, an die eigene Scham und zog eine von Schweiß und anderer Flüssigkeit feuchte Hand hervor mit der sie ein zugleich heiliges und unheiliges Zeichen einer Spinne auf das Gesicht der angeketteten Dunkelelfe machte.
"Du darfst Buße tun und du stehst nun unter meinem Schutz. Wer auch immer dir ohne meine Erlaubnis ein Leid zufügt, der soll wissen, dass er das Tausendfache an Schmerz und das Tausendfache an der Erniedrigung erfährt, die du eben erfahren musstest. Dir aber sei nun die Gnade der Dunklen Mutter wieder gewährt, bevor du deinen Bußgang antrittst."
Und da wirkte Illiam'cice einen mächtigen Heilzauber auf den gepeinigten Leib der angeketteten Dunkelelfe, der die Verwundungen allesamt sofort verschwinden ließ. Doch der nächste Zauber mochte furchterregend wirken, denn mit dunklen, abyssischen Worten sprach Illiam'cice einen grausigen Fluch auf ihr Opfer aus. Der Leib der nackten Dunkelelfe, der sich eben noch vor Erleichterung ob des Nachlassens der Schmerzen etwas entspannt hatte, verkrampfte und verdrehte sich nun, es war das Knacken von Knochen zu hören, als von innen heraus die Rippen durchstoßen wurden und der Körper sich unter erneuten Schreien verformte. Die nackte Gestalt wuchs, wurde größer, schrecklicher und furchterregender, die Verwandlung ließ ihre Stahlketten bersten und am Ende war sie zu einer ausgewachsenen Drinne geworden.
Erneut sprach dann Illiam'cice.
"Du stehst unter meinem Schutz, daher wird keiner dir etwas tun. Uns fehlt es an Nahrung, daher gehst du in dieser Gestalt auf die Jagd für uns und bringst uns deine Beute. Je mehr, desto besser. Dies sei dein Bußgang. Wenn deine Taten eines Tages ausreichend sein mögen, werde ich dir vielleicht deine ursprüngliche Gestalt zurückgewähren. Und dann erinnere dich stets daran, dass ich diese Wandlung rückgängig mache. Die Dunkle Mutter aber niemals. Verspiele nie wieder leichtfertig ihren Segen, schon garnicht aus Furcht. Denn es gibt keine Furcht außer der, die wir vor der Dunklen Mutter haben."
Die Drinne schrie. Furchtsam, klagend, entsetzt. Doch sie widersetzte sich nicht. Wenn sie sich fügte, würde sie zurück verwandelt werden. Vielleicht. Ihr Haupt neigte sich vor Illiam'cice. Diese sprach dann erneut zu der Menge.
"Erinnert euch. Wer beichtet, kann Buße tun und der Schmerz und die Erniedrigung werden nur ein Zehntel von diesem hier sein. Doch wer sündigt und nicht beichtet, wird ein zehnfaches an Schmerz und Erniedrigung erfahren. Jeder Dunkelelf, der eine Dunkelelfe ausnutzt, statt sie mir zu melden, wird es bereuen. Jede Dunkelelfe, die sich einem Mann unterwirft, wird es bereuen.
Jede Dunkelelfe, die Angst hat und Not, soll zu mir kommen und erzählen. Jede Dunkelelfe, die Schutz braucht, soll zu mir kommen und darum bitten. Ich werde hohe Preise verlangen, doch es werden die Preise der Dunklen Mutter und nicht die eines Mannes sein. Und ich werde darauf achten, dass es Preise sind, die ihr bezahlen könnt. Keine Schwester wird mehr auferlegt bekommen, als sie erbringen kann.
Und wenn ein Mann Ängste hat und Nöte, wenn ein Mann Schutz braucht, so wende er sich an eine Frau, an eine Schwester, der er untertan ist und der er berichtet, damit sie dann mir berichte.
Die Dunkle Mutter gibt euch keine Almosen. Aber sie lässt euch niemals im Stich. Heute nicht, und auch in Zukunft nicht. Nun gehet hin, in Unfrieden und lasst meine Worte in eure Herzen. Ich warte auf euch."
Und Illiam'cice ging dann in den Tempel, um die Beichten zu empfangen, die kommen mochten. Oder auch nicht.
_________________ ~"This ist my battle. This is my battleship."~
"Jene, die sich Abenteurer nennen, sind grausame Individuen aus einer anderen Welt. Sie sind auf der ständigen Suche nach neuen Opfern für ihre dunkle Gottheit Exp, die sie dafür mit immer stärkeren Fähigkeiten und Kräften ausstattet."
~Shadow is a man who never loses his virginity - because he never loses.~
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