Weil die offtopic-Frage des Ranges angesprochen wurde (und ja in gewisser Weise auch im Kleriker-Beitrag immer wieder Wellen schlägt):
Also zuerst muss ich loswerden, dass Flammo extrem sexy ist. Und er noch mal zu Priesterin Elanor watscheln um sich Schutz gegen Gegenkandidatin Sehvet zu erbitten – wohlgemerkt war das kurz bevor Priesterin Elanors Name dann auch auf der Kandidatenliste auftauchte.
Und der Eindruck der Überflussgesellschaft entsteht wohl tatsächlich daraus, dass SCs vor allem mit SCs zu tun haben. Dinge, die eigentlich exklusiv wären (Kleidung, sauteure Rüstungen, Waffen, ein nicht von Arbeit entstellter Körper, Ausdrucksweisen und Bildung – jaja, ich weiß, im Setting hat auch die normale Bevölkerung Bildung…) erscheinen dadurch als alltäglich oder zumindest eben nicht-exklusiv.
Dann wiederum sehe ich mich eigentlich mehr der Idee verbunden, dass SCs, die sich auch als solches Besonderes verstehen wollen (es gibt ja auch andere), sich eben nicht wie 0815-Bürger verhalten sollen. Das Problem dabei ist jedoch, dass man damit schnell an die Grenzen des Möglichen stößt und das „freie“ RPG darunter leiden kann. Würdenträger oder hochrangige Priester, die am Abend alleine zu Fuß durch die Stadt laufen und an Plätzen und in Tavernen „herumlungern“ passen nicht in mein Bild vom Besonderen, das manche Chars vielleicht verkörpern sollten (sofern ihre Chars höhere Ämter bekleiden; meine persönliche Meinung) und/oder wollen. Es ist zwar nicht „atmosphärisch“, aber aus praktischer Sicht natürlich vollkommen einsichtig. Denn wenn man versuchen wollte, immer nur mit Gleichrangigen Umgang zu haben, um der eigenen Würde zu entsprechen und sich nicht lächerlich zu machen, hat man vermutlich nur mit 1-2 anderen SCs Kontakt. Eine Lösung, ranggemäß zu spielen und trotzdem zu interagieren ist das Ausspielen von „Mittlern“ oder des Gefolges, seien es nun beispielsweise die Scaccabaruzzen, einfache Dienstboten, Tempelgehilfen, der generische Milizsoldat oder was auch immer. Sie dienen weniger dem Versuch, sich auf unerlaubte Weise Vorteile zu verschaffen (wenn es nicht so ein Grau- und Randbereich der Legalität am Server wäre, spräche ja nichts dagegen, dass alle Eliten ihr Gefolge ein wenig aktiver gestalten!), als vielmehr dem Ausspielen von (behauptetem oder tatsächlichem) Rang sowie der interessanteren Gestaltung der städtischen Atmosphäre. Man müsste sich eben damit abfinden, dass man seinen geliebten Charakter dann etwas seltener spielt, und ein paar generische Kerle/Tempeldiener/Gefolgsleute dafür mehr. Positiv ist dabei, dass man das eigene Gefolge wahrscheinlich eher versagen und das Gesicht verlieren lässt, als den hochheiligen eigenen Char persönlich, und dass andere SCs sich gegenüber dem niedrigrangigen Gefolge anderer Chars auch mal als Helden fühlen können. Auch kann das Gefolge wahrscheinlich ein wenig freier und zwangloser agieren als der Hauptchar. Es bestünde dann weniger Gefahr zu vergessen, dass SCs ja „eigentlich“ etwas Besonderes sind. Vor Priesterin Elanor feindliche Parolen zu schreien und zu trommeln war in dieser Beziehung schon arg an der Kippe des Möglichkeitsbereichs eines mut-alkoholisierten kleinen Mobs, wäre ohne Umberlee-Amulett auch nicht gegangen, oder wenn Elanor etwas ehrfurchtsgebietender und autoritärer (wahrscheinlich älter) aufgetreten wäre.
Das sind aber alles recht philosophische Gedanken für jene, die einfach nur ihren SC spielen wollen. Und Rivin erscheint mir mittlerweile und glücklicherweise so flexibel zu sein, dass beide Spielarten möglich sind. Mann kann also auch als hohes Tier Fragen der Repräsentation und der Darstellung des eigenen Ranges (Pferde, Sänften, Gefolge, Kleidung, Residenz, Ausdrucksweisen, Erscheinen in der Öffentlichkeit nur bei passenden Anlässen) völlig außer Acht lassen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Auf der anderen Seite kann man durchaus ein kleines Gefolge haben und all das inszenieren, was dem Rang und dem Vermögen eines (jeden) SCs (der das auch will) angemessen ist. Gefährlich ist lediglich, dass „adeliges“ Rang-Gebaren (bei Flammo ist es ja durchaus überzogen) wahrscheinlich leicht ins Lächerliche gezogen werden kann, weil in den modernen Köpfen der SCs und NSCs kein Platz ist für dieses vormoderne Denken und für die Orientierung an adeligen Werten. Zumindest habe ich (ganz subjektiv und ganz persönlich, ohne konkrete Fälle nennen zu können) den Eindruck, dass bei den meisten Riviner SCs das aufgeklärte Denken vorherrscht à la: „Am Ende sind doch alle Chars irgendwo total gleich, und wenn sich einer etwas Besseres zu sein dünkt, ist er ein uncooler Geck und macht sich lächerlich.“ Unter diesen Umständen kann Adel nicht funktionieren. Und auch das RPG wird meiner Meinung nach ein wenig verflacht und „vermainstreamt“. Klar, in den Forgotten Realms denkt man settingsgemäß durchaus so liberal und modern, aber dann ist das Setting eben nicht ganz schlüssig! Sei es drum, ich kann mich damit anfreunden, so oder so, ist Flammo halt ein Bisschen mehr oder ein Bisschen weniger freakig.
Ich würde es begrüßen (vorsicht, utopische Übertreibung!) wenn man auf den Straßen vom Scaccabaruzzen über einen einfachen Milizsoldaten bis hin zu Tempeldienern alles finden könnte, und dann huscht die Sänfte/Kutsche von Hohepriesterin XY vorbei, wobei die Tempelwachen der Kutsche Platz verschaffen. Ob das so umsetzbar ist, weiß ich nicht, und viele Spieler scheinen es auch nicht haben zu wollen. Es ist auch klar, dass eine solche Aufgabe an den Spielern liegt, und nicht an den Spielleitern – jedoch muss man dann auch den Spielern im vernünftigen Ausmaß Freiheiten geben, ein Gefolge auszuspielen, ohne dass gleich an jeder Ecke geschrien wird: „ooc-Vorteil“, „nicht verdient und erspielt!“ Mir stellt sich dabei immer die Frage, ob Rivin nun eine Stadt mit 20 heldenhaften Einwohnern sein soll, die in Big Brother-Manier vor sich hinleben, oder doch eine brodelnde Handelsstadt mit unzähligen Fraktionen und Interessensgruppen, die von 10 SCs alleine unmöglich auch nur annähernd glaubhaft gemacht werden können. Und solange SLs den „Zugang zum Setting und die Reaktionen des Settings“ in unparteilicher Weise regulieren, spräche nichts dagegen, dass jeder willige Char auf das Setting zurückgreifen und es aktiv mitgestalten kann. Man bräuchte keine Diskussionen über die gekränkte priesterliche Autorität in Rivin, wenn in Rivin mehr einfache Bürger herumlaufen würden. Um das zu erreichen, ist der Spieler des Priester-SCs gefragt. Dann kann man als Priester ja mit SL-Erlaubnis auch mal die eigene Predigt auf breite Zustimmung im Volk stoßen lassen. Dann kann man als Priester auch mal einen kleinen Teil feuriger Anhänger ausspielen, die dann womöglich an der Ignoranz anderer SCs bitter abprallen, ohne dass der dahinterstehedne Priester sofort sein Gesicht verliert, und in dem tröstenden Bewusstsein, dass der ignorante SC nur ein Einwohner unter 15000 ist - was man den SC auch spüren lassen sollte, allein schon indem man Gläubige beispielsweise in Gruppen auftreten lässt. Ohne einen solchen Einfluss, bzw. wenn man sagt, der Priester sollte sich seinen Einfluss und seinen Respekt bei SCs erst verdienen (gleichzeitig jedoch meint, jeder SC sei berechtigterweise resistent gegen Priester), verstehe ich durchaus Klagen über die Unspielbarkeit eines Priester-SCs. Ein weiterer "nicht erspielter" Vorteil, den führende Priester wahrscheinlich genießen dürften, ist der Zugang zum Fürsten? Wenn man einen Priester also vielleicht nicht aufgrund seines Herrn und Gottes "respektiert", dann vielleicht aufgrund seiner (wahrscheinlichen) politischen Macht. Und wenn sich nun auch der Fürst resistent zeigt, ist (je nach Gottheit) wahrscheinlich auch zu beachten, dass Kirchen und ihr Einfluss größer sind als der Tempel in Rivin.
Ein gewisses Umfeld gehört für mich persönlich also zum Ausspielen mancher Charaktere dazu, wie auch die SCs insgesamt an Kontur gewinnen, wenn sie in das Setting "eingesponnen" sind. Ich würde mich sehr über eine solche Belebung freuen, und derartige Bemühungen nicht als unerlaubtes Mittel im Rivin'schen Machtspiel verunglimpfen. Solange man in einer aufregenden, glaubhaften Atmosphäre und mit viel interessantem Rollenspiel verliert, verliert man doch auch gerne! Und insgesamt denke ich, dass das Ausspielen solcher "Gefolge" ooc weniger Wellen machen würde (die SLs haben schon ein Auge darauf, dass dieses Bemühen nicht zu unverdienten Vorteilen führt), wenn einfach mehr solcher Gefolge ausgespielt würden.
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Charaktere:
Flammo (inaktiv) - galanter, geschleckter Lackaffe, Cavalier und Stadtratskandidat
Lothlann (inaktiv) - anerkennungssüchtiger, sembischer Wirt und barocker Antiheld
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