Wieder einmal etwas Unfertiges (macht mit!), diesmal weniger Stimmung und mehr Theorie:
Ein kleines Szenario zu den Hafen-Einkünften Rivins und wie man sie für das Rollenspiel nutzen könnte:Die Stadt Rivin braucht Geld, um Infrastruktur zu schaffen (Straßen, Rathaus, Stadtmauern, Hafen, Brunnen, Kloaken?, ev. manche subventionierte Tempel, etc. – all das muss auch ständig repariert werden!), um den Schutz der Stadt aufrecht zu erhalten (Armee/Garde, Krieg führen), und natürlich um die eigenen Gehälter auszuzahlen und sich zu bereichern. Wie kommt die Stadt Rivin zu ihrem Geld? Einerseits durch Besteuerung von Herden (nicht pro Kopf sondern pro Kochstelle/Herd/Haushalt; davon werden auch die nicht-Bürger erfasst, also solche, die in Rivin leben ohne Bürgerrecht – Tagelöhner, Inwohner, etc.) und ihrer Bürger (im Verhältnis zu ihrem Hab und Gut – dafür sollten die Bürger ja auch mehr Rechte haben). Andererseits, und das sollte für Rivin als Handelsstadt viel wichtiger sein, durch Zölle.
Es gibt Einfuhrzölle, Ausfuhrzölle und Durchfahrtszölle. Einfuhrzölle (für alle Waren, die zwecks Konsumierung nach Rivin gebracht werden) sind besonders hoch für jene Waren, die ohnehin in der Stadt produziert werden, um das städtische Gewerbe zu schützen; erst recht, wenn hinter diesem Gewerbe wichtige Stadtbürger stecken, die großen Einfluss haben. Das wäre in Rivin also Lehm vom schlängelnden Fluss, Pelzwerk und Holz (letzteres ganz in den Händen des Handelshauses Faber). Genauso sollte man Rüstungen, Waffen und Schiffsausrüstung aller Art mit hohen Einfuhrzöllen belegen. Letztlich kommen noch hinzu: Alchemiewaren (immerhin gibt es dazu zwei Produzenten in Rivin: das Arkanum und Neftarie/Shana – von einflussreichen Personen geleitet) und Magieware (abgedeckt durch den Mantel der Sterne in Verbindung mit dem Handelshaus Kitara). Natürlich sind auch reine Luxusgüter mit hohen Zöllen belegt (exotischer Alkohol, Zucker, Kunst, Rauchkraut, etc.).
Dann gibt es Ausfuhrzölle (für alle Riviner Waren, die woanders hin gebracht werden). Sie sind hoch für solche Waren, die in der Stadt dringend gebraucht werden: Nahrungsmittel, Feuerholz/-torf/-kohle, etc. und eher gering für Luxuswaren (z.B. Pelze) und Waren, die es in Rivin im Überfluss gibt (z.B. Lehm).
Zuletzt die Durchfahrtszölle für alle jene Handelsschiffe, die nur in Rivin anlegen, aber ihre Waren eigentlich woanders anbieten wollen. Hier fallen freilich die höchsten Zölle an! Rivin profitiert hier am meisten, da es recht gut an der Küste liegt und den einzelnen sicheren Hafen zwischen Tiefwasser und Baldurs Tor hat. So schneidet es bei einem Großteil des Handels mit, der nach Tiefwasser gerichtet ist – aus dem Süden (aus der Richtung Baldurs Tor) kommen alle möglichen Waren aus Amn, Calimshan und von der inneren See. Vielleicht hat Rivin auch eine Art „Stapelrecht“ (gut möglich, da Rivin ja ganz frei ist und keinem Landesherrn untersteht, es kann sich also selbst Rechte geben) – d.h. jedes Schiff, das in Rivin anlegt, muss in der Stadt für drei Tage seine Waren feilbieten. Zu diesem Zweck muss natürlich alles ausgeladen werden, in Lagerräume gebracht und am Markt angeboten werden (man erinnere sich an Krangebühren, Bezahlung der Schauerleute, des Lagerraumes und an Marktgebühren!). Bei verderblichen Waren, die eigentlich schnell nach Tiefwasser gebracht werden sollen, ist das natürlich verheerend. Deshalb kann man sich durch die Zahlung eines Stapelgeldes von dieser lästigen Pflicht befreien. Vielleicht gibt es auch ein Umschlagrecht in Rivin: Händler, die ihre Ware auf nicht-rivin’schen Schiffen nach Rivin bringen lassen, müssen diese auf Riviner Schiffe umladen, wenn sie die Ware weiter verschiffen wollen. So profitieren auch die Riviner Schiffseigner und die Schiffsindustrie! Zuletzt sei noch gesagt, dass hohe Durchfahrtszölle, Stapelrechte und Umschlagsrechte den anderen Städten natürlich ein großer Dorn im Auge sind und die politischen Beziehungen deutlich belasten! Vielleicht hat man Verträge mit wichtigen Städten geschlossen, für deren Händler bessere Bedingungen gelten.
Wenn Rivin alle Möglichkeiten zur Unterbindung des „fremden“ Handels zwischen Baldurs Tor und Tiefwasser durchsetzen würde, dann hätten die Riviner Händler beinahe so etwas wie ein Monopol auf das letzte Wegstück nach Tiefwasser. Ausgenommen sind hier natürlich Schiffe, die groß genug sind, um Rivin einfach zu überspringen, d.h. die eine längere Strecke auf hoher See aushalten. Sowohl die großen Schiffe, die Rivin links liegen lassen, als auch die kleineren (meist Rivin’schen) Schiffe hätten darüber hinaus mit der Piraterie auf dieser „Handelsautobahn“ nach Tiefwasser zu kämpfen. Zu fragen wäre auch, wie und wo die Piraten die erbeuteten Waren "unauffällig" absetzen!
Soviel zur Theorie! Wie sieht das in der Praxis aus? Wie werden die ganzen Zölle eingehoben? Man denkt zuerst einmal an „städtische Beamte“ aus der Stadtkämmerei, an Schatzer, die an den Stadttoren und an den Landestegen lauern. Sie sitzen hinter einem kleinen Tischchen, links neben ihnen der Schreiber, der „Zollbestätigungen“ ausstellt, rechts neben ihnen zwei Wachen mit Hellebarden, und dann gibt es noch den Gehilfen, der ständig Warenmengen und Warenqualität (natürlich nach den Riviner Maßeinheiten) erhebt, oder z.B. die verzollten Fässer mit Kreide markiert. Vielleicht gibt es in der Stadt auch einen Experten für magische Gegenstände, so ein Ring kann ja viel mehr Wert sein, als sein Aussehen es vermuten ließe!
Die Hafenwächter haben sich alle Schiffe zu notieren und sich mit dem Hafenzoll abzusprechen, wann die Ladung eines Schiffes fertig verzollt worden ist, und dass vor diesem Zeitpunkt ja nichts abgeladen wird, oder dass das Schiff vorschnell auslaufen will!
Eine gangbare Alternative besteht jedoch darin, dass die Stadt die Zollrechte gegen eine fixe Zahlung für einen bestimmten Zeitraum an „Private“ verpachtet. Das hat den Vorteil, dass die Stadt selbst keine komplizierte Bürokratie unterhalten muss und sofort an ihr Geld gekommen ist – und sie könnte sich beispielsweise durch die Übertragung von Zollrechten auf die Garde auch vom Unterhalt ihres Wachkörpers ganz befreien.
D.h. ich stelle mir das so vor: Miliz und Garde konkurrieren bei der Stadtleitung darum, in bestimmten Vierteln die Steuern und Zölle eintreiben zu dürfen. Die Stadtleitung wird sich vermutlich für denjenigen entscheiden, der für dieses Recht mehr Geld anbietet (oder die Fraktion, die mehr Einfluss hat – Stichwort: de Teril). Derjenige, der das Recht dann letztlich erwirbt, muss dann erst einmal den Preis, um den er das Recht gekauft hat, wieder reinholen und darüber hinaus möglichst viel eigenen Gewinn machen – d.h. möglichst viele Steuern aus der Bevölkerung zu pressen. Je mehr Steuern, desto mehr Gewinn für die Organisation! Es versteht sich, dass hier oft die Steuerpächter über das Ziel hinausgeschossen sind und die Bevölkerung durch Willkür und undurchsichtige Steuern in den Ruin getrieben haben. Solange es die einflussreichen Bürger als Entscheidungsträger (nur sie können was verändern) nicht trifft, kann die Bevölkerung da bis auf einen Aufstand oder Murren recht wenig ausrichten. Das heißt: die Garde und die Miliz sehe ich als Kandidaten für Steuerpächter. Unter diesem Blickwinkel sehe ich auch ihren Einfluss. Einfluss bedeutet für mich weniger, dass sich die Bürger mehr oder weniger auf eine der beiden Wachen verlässt (die Polizei, dein Freund und Helfer! *g*) , sondern eher, dass die Wachen die Zölle/Steuern in einem bestimmten Gebiet einheben (Wah, die Stadtschergen! Die prügeln noch die letzte Münze aus mir heraus!). Die Miliz hat sich anscheinend einige wichtige Hafenzölle unter den Nagel gerissen. Vielleicht gibt es auch unklare Kompetenzen und doppelte Besteuerung: zuerst verlangt die Garde das Recht für sich, kurz darauf kommt der Milizionär und will auch seinen Zoll gezahlt bekommen. So könnten Garde und Miliz auf die zu verzollenden Händler einprügeln, anstatt auf sich gegeneinander! Und die Händler wenden sich an...ja, wen wohl? Die Stadtleitung Rivin? Die hat doch erst die Rechte an Miliz und Garde vergeben! An den Fürsten, der zwischen den Interessen der Händler, der einfachen Bevölkerung und der Patrizier vermitteln muss? Der wird das Problem vielleicht an die Viertel-Vorsteherin Noria de Teril weitergeben ("Mach was, damit eine Ruhe ist!"). Hm... wie sieht es mit den Beziehungen zwischen Noria de Teril und der Teril-geleiteten Miliz aus? Haben wir hier etwa die Miliz als tendenziellen Gewinner? Oder sind die Terils total untereinander zertritten?
Es versteht sich von selbst - hätte die Miliz den Zoll in ihrer Kontrolle, dann sind alle Schiffe unter de Terils Flagge befreit ("Meine Schiffe dürfen machen und laden was sie wollen, verstanden Jungs?!") Oder wenden sich die armen Händler an die Stadt Tiefwasser? Oder sie müssen sich mit den Riviner Handelshäusern arrangieren, die vom Machtkampf Garde/Miliz verschont werden? Oder sie gehen überhaupt dazu über, den Zoll zu umgehen... hehehehe.
Wer den Hafenzoll in der Hand hat, der kontrolliert einen der wichtigsten Geldströme nach Rivin!
Ähnliche Szenarios ließen sich selbstverständlich auch in anderen Bereichen entwickeln.... z.B. die Dreiecksbeziehung: Bauern/Umland - Stadt - Waldbewohner. Die Waldbewohner wollen vielleicht, dass die Bauern verschwinden und nicht noch mehr Land urbar machen. Wie könnten sie die Bauern davon abhalten/schädigen? Machen sie sich dabei bei "der Stadt" beliebt? Welche Einflussmöglichkeiten/Drohpotentiale haben die Waldbewohner? etc.etc.
Man kann sich natürlich auch überlegen, wie sich das Auftauchen der Hallen-der-Hoffnung-Armee als dritte Privatarmee (neben Garde und Miliz) auswirkt (siehe dazu: "Im Lichte der Hoffnung" von Nighty in diesem Forum). Die kommen im Winter an, wo Feuerholz und Nahrung wahrscheinlich ohnehin nicht allzu reichlich in der Stadt vorhanden ist! Vieles müsste wahrscheinlich über den Seeweg herangeschafft werden!
Wer sich historische Anregungen zum Thema Zölle etc. holen will: Otto Brunner, Die Finanzen der Stadt Wien. Von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien 1/2, Wien 1929). ;)