. . . bricht man den "Manchmal-Code", für eine Review.
Baldurs Gate 3 hat nicht viel mit den namentlichen Vorgängern gemein, tatsächlich ist es Divinity 2 sehr ähnlich. Schmeißt man Divinity 2 und Sword Coast Legends in einen Mixer, kommt Baldurs Gate 3 dabei heraus. Diese Formulierung ist jetzt aber nicht als negativ aufzufassen.
Tatsächlich haben sie sich sehr viel mühe gemacht die DnD 5.0 Immersion zu erschaffen, unter anderem weil auch Dinge wie Springen, Informationen beschaffen oder Zauber wie Selbstverwandlung und Federfall ihren Platz finden. Einen solchen Detailgrad kenne ich ansonsten von keinem DnD Spiel.
Baldurs Gate 3 hat kein Skillsystem, stattdessen wählt man aus einer Klasse, die auf Stufe 3 eine Spezialisierung in eine Prestigeklasse wählt.
Ein Kämpfer kann beispielsweise so zum Arkanen Ritter werden oder ein Schurke zum Arkanen Trickser.
Insgesamt ist das Kampfsystem aber absolut Divinity. Wenn man beispielsweise einen hinterhältigen Angriff machen möchte, wird das nicht automatisch anhand der Positionierung festgelegt, da die Divinity-Engin das nicht kann. Stattdessen muss man die entsprechende Fähigkeit aus seiner Leiste heraus auswählen und das ist schon eine Art Bruch in dem, was wir von BG 1 & 2, Icewind Dale oder NwN 1 & 2 gewohnt sind.
Beispielsweise können Charaktere Springen, dass ist eine normale Fertigkeit, die aber mit einem Zauber auf die 3-fache Reichweite erweitert werden kann. Dadurch wirkt das Kampfsystem viel eher wie Divinity 2, in dem Fliegen und Springen schon ein Overkill war, wenn Nahkämpfer es anwenden können.
Außerdem gibt es natürlich die für Divinity üblichen Kombo-Effekte. Wenn man beispielsweise in Wasser steht, kann man leichter eingeforeren oder mit einem Blitz geschockt werden etc.
Das Rollenspiel gefällt mir bislang sehr gut. Man kann keinen Charakter erstellen, wie es z. B. in Mass Effect oder Dragon Age möglich ist. Stattdessen wählt man wie in Divinity oder Sword Coast üblich, aus einer vorhandenen Auswahl an Gesichtern und Frisuren aus.
Die Auswahl ist aber sehr schön und zwingend notwendig für die animierten Gesichter.
Denn Baldurs Gate 3 hat in jedem Dialog eine Art Kamerasequenz, in der unser Charakter unglaublich viele Mimiken drauf hat. Normalerweise ist unser Charakter selbst stumm und verhält sich wie Link aber in manchen Szenen spricht er auch mit seinen Coop Partnern.
Interessant ist dabei, dass der Ursprung des Chars seine Mimik und Gestik bestimmt.
Meine Lolth-Getreue adelige Drow ist beispielsweise überaus arrogant in ihrem Auftreten.
Die Story und Quests sind leider vom Aufbau her bislang nicht sehr innovativ.
Für Divinity-fremde Spieler mag es neu sein aber ein Divinity Veteran erkennt, dass der Divinity-Zauberstab zum umrühren verwendet wurde.
Es handelt sich zumeist um 5 riesige Maps, die allerhand Rätsel und Geheimnisse verbergen und zum erkunden einladen, typischerweise mit Ruinen und Anlagen, die für den taktischen Rundenkampf als Spielplattform dienen und leider ein wenig aus Divinity 2 geklaut wirken.
Nachdem wir den Prolog überstanden haben, ist unser erster NSC Kontakt eine Gruppe Nazi-Druiden, die nach einem Machtwechsel scheinbar trotzdem sie nicht mit ihrer derzeitigen Führung einverstanden sind, keinerlei Ausweg aus ihrer misslichen Lage finden konnten, als dem neuen Regime zu folgen.
Und so entsteht ein Konflikt mit einer #Tiefling-Lives-Matter Flüchtlingsgruppe, die hier im Geiste unserer beknackten Gesellschaft leider zu sehr an die Realität angelehnt ist.
Das unterstreicht meine Meinung, dass es die schlechteste Entscheidung jeher war, Tieflinge zu einer solch dominanten Spezies in DnD 5.0 zu machen.
Wenn ihr also den Guten spielt, werdet ihr vermutlich regelmäßig im Dreieck kotzen ABER!
-> es geht ja zum Glück auch ganz anders!
Und da liegt die ungemeine Stärke in Divin- äh Baldurs Gates 3 Story, es macht unglaublich Spaß den Bösen zu spielen!
In keinem anderen RPG habe ich jemals die Möglichkeit gehabt einen dermaßen nachvollziehbaren, egoistischen, gierigen Bösewicht zu spielen als in diesem Spiel.
Es macht Spaß, es ist stimmig und wenn man innerhalb der ersten 4 Stunden in der offenen Hirnrinde eines lebenden Wesens herum gewühlt hat und zugesehen hat, wie ein unschuldiges Kind von einer Schlange gebissen wird und schmerzerfüllt und angsterfüllt daran stirbt, dann merkt man - was dieses Spiel eigentlich für ein harter Scheiß ist.
Es ist kein gewaltverherrlichendes Spiel und es stößt mich als Spieler echt zum Nachdenken an: "Was zum Teufel habe ich da gerade eigentlich zugelassen?", aber als abgewichste Unterreich Drow, komme ich rollenspielerisch voll auf meine Kosten.
Das Spiel ist also eine ganz klare Kaufempfehlung aber es befinde sich wirklich in einem frühen Stadium.
Die Kamerafahrten bei Dialogen clippen, die Texturen rendern spät nach, die Grafik wird insgesamt etwas schwammig, die taktische Kamera unnötig kompliziert, die Menüs sinnlos verworren, die Icons manchmal etwas lieblos, einige Texte sind auf Englisch, manche sind falsch ins Deutsche übersetzt (Waffen die "Leicht" sind, sind "Licht").
In einem halben Jahr für 40-50 Euro im Sale und als fertige Version, ist dieses Spiel grandios, insbesondere als Coop Titel. Für jetzt ist es nur etwas für Leute, die neugierig geworden sind.
Ameng Xilo hat geschrieben:
Und es gibt eine sexy Orkin?
Es gibt sogar sexy Goblins aber du meinst die Githyanki.