Am 9. Hammer dieses Jahres geht ein erfreuliches Gerücht durch die Straßen:
Ein neuer, talentierter Barde aus Tiefwasser soll nach Rivin-Stadt gekommen sein und gestern, am 8. Tag dieses Monats, für ein verhältnismäßig kleines, aber dafür umso begeisterteres Publikum im Kaminzimmer von Franks Gasthaus gespielt haben. Er sang nur eine einzige, inspirierende Ballade auf Chondatanisch - sonst nur in fremden, teils sehr exotisch klingenden Sprachen -, begleitet von seinem Harfenspiel. Aber dieses Lied hatte es den Gästen besonders angetan:
"Höret die Worte, die Ihr eh schon alle wisset: /
Ich künd' Euch vom silber'n Worte, /
Vom Ursprung, vom Sein und Werden - /
Davon künden uns're Worte, /
Wir Barden, die Harfen, ja, alle Silberlieder.
Zeit verrinnt und Stunden geh'n, /
Werden wir die Augen schließen: /
Uns entrücken in eine andere Welt, /
weit über sieben Himmel fort?
Höret nun der Barden Schall und Klang: /
Wir werden uns sehen, in der Ferne. /
Doch im Herzen nah. /
Und verkünden den Untergang des Dunkels /
Im Silberlicht der Nacht.
Das Morgen wird uns nehmen /
Weg von der Heimat, in die Ferne rasch. /
Niemand wird nach unseren Namen fragen /
Und so soll'n sie auch vergehen.
Wie auch Angst, die diese Tage füllt /
Und über sie herrscht. /
Der Zauberklang wird schneiden dunkel Sonn' /
Schwarzen Panzerschuh und /
Die schwarze Hold', die Verlustreiche.
Ist's nur ein Lied, hinten /
Im letzten Winkel Deines leeren Geist's, /
So wirst auch Du verstehen: /
Silberne Worte. Ursprung, Sein und Werden /
Von eben jenen Seelen:
Tapfere Seelen, /
Welche weit von hier sind. /
Doch im Herzen so nah'. /
Stets so nahe.
Sind die Bardenlieder bald vorrüber? /
Und die Zeit dieser Tage /
Verlässt uns doch nicht? /
Doch niemand soll uns nach unser'm Namen fragen. /
Nein, niemand fragen.
Denn Narren sind wir allesamt. /
Und anderen gebührt der rechte Preis: /
Jene, die die Geschichte der Reiche /
Nicht mit Feder auf Papiere schrieben."
Der Auftritt war angeblich mit magischen Lichteffekten geschmückt, die die Zuschauer und Hörer größtenteils so noch nicht erlebt hatten.
Nach der Vorstellung gingen Spenden an den Musiker. Unter anderem soll eine Adelige des Fürstentums dem Neuankömmling aus Tiefwasser mehrere Goldmünzen zugesteckt haben.
Im Verlauf des späteren Abends wechselte das Publikum, wurde deutlich geringer und es soll beim Abschied des Barden sogar zwischen ihm und einem Gast irgendwie gekracht haben. Es kann aber nichts Ernstes gewesen sein, denn der Spielmann ist entspannt, gut gelaunt und mit einem Lachen auf sein Zimmer verschwunden - aber erst nachdem er Cinderella am Tresen einen Haufen Trinkgeld hinterlassen und ihr reichlich höfliche Komplimente gemacht hatte.
...
Und heute nun, dem 9. Hammer 1385 Taliser Zeitrechnung, soll eben jener Harfenspieler mit den langen, schwarzen Haaren und den auffälligen Augen durch die Stadt gehen und den hart arbeitenden Seelen - also einfachen Bauern, Arbeitern und Tagelöhnern - am Hafen, vor dem Selûne-Tempel, auf dem Markplatz und vorm Stadttor am Chauntea-Schrein, unaufgefordert Geldgeschenke in Form von Silber- und Goldmünzen stiften und sie im Namen Selûnes segnen. Anfangs dürften die Begünstigten irritiert sein und ihn, den Barden, skeptisch beäugen. Doch ein Biss in die Geldstücke und seine angenehmen Segenswünsche dürften schnell alle Zweifel über die Absichten des Wohltäters zerstreuen.
((OOC: Zur musikalischen Begleitung des obrigen Liedtextes eignet sich meiner Meinung nach der Klassiker "The Bard's Song" von Blind Guardian besonders gut - Beharions Variante orientiert sich lose daran -, vor allem in der Coverversion mit zwei Harfen von The Harp Twins.))