"Wir verlangen mit dem Kriegsherren zu sprechen. Wir haben eine Botschaft unseres Herrn für ihn."
Die Worte des Gesandten, an dessen seidenbestickter Robe man bereits sehen konnte, dass er Magier war, trafen ihre Ohren nicht unerwartet.
"Der Legatus Legionis schläft und ist während seines Schlafes nicht zu wecken."
Ihre raue Stimme traf auf Missfallen des Gesandten, dessen säuselnde Stimme und weiche Zunge, ihren Gedanken nach hauptsächlich dafür genutzt wurden möglichst tief das Gefallen seines Herren zu wecken und keine Abweisung gewohnt waren. Ihre Mundwinkel hoben sich, als die seinen sich senkten und ein weibisches Seufzen seiner Kehle entrann.
"Aber es ist wichtig und unser Herr fordert sofortige Antwort. Der Kriegsherr wünscht gewiss nicht unseren Herren zu verärgern, ihr wisst, dass niemand das wünscht. Denn unser Herr-"
"Ja, ich weiß..." Sie schnitt ihm das Wort ab, weil sie eine Lobrede auf seinen Herren erwartete und sich diese ersparen wollte. Magier nahmen sich oft genug zu wichtig, sie musste das nicht auch noch mitten in der Nacht haben. "Zeigt mir die Botschaft."
"Aber die Botschaft ist für den Kriegsherren!"
Mit Überraschung nahm sie seine Gegenwehr wahr. Nicht, dass er hier viel zu sagen hatte. Aber auch sie wusste, dass sie einen solchen Gesandten nicht einfach vom Pferd schmeissen, in den Dreck drücken und die Botschaft aus seinen zarten Fingerchen reissen durfte. Sie musste "diplomatisch" vor gehen. Der Krieg ließ einen hart werden und die Diplomatie nur allzu oft vergessen.
"Das sagtet ihr bereits." Sie deutete nun in die Burg hinein. "Wir können hier gerne weiter diskutieren, doch unser Herr wird nicht geweckt werden. Ihr könnt natürlich wieder zurück reiten und eurem Herrn sagen, dass ihr es nicht an den Legatus Legionis abgeben konntet und dann unverrichteter Dinge abgezogen seid. Oder Ihr begleitet mich hinein, trinkt einen Kelch Wein mit mir und ich nehme, als seine Vertretung, die Botschaft entgegen. Ihr möchtet euren Herrn doch auch nicht verärgern, ebenso wenig wie wir."
Der Gesandte schürzte seine Lippen, er würde ihr gewiss nicht vergessen, dass sie es ihm nicht gestattete den Kriegsherrn zu sehen. Aber er wollte auch nicht als unfähig gelten, weil er seine Aufgabe nicht ausgeführt hatte. Somit stieg er von seinem magischen Ross und begleitete sie in die Burg. Der Burg fehlte es in seinen Augen an Stil und Eleganz, aber was konnte man von dieser Gegend schon erwarten? Mit einem leisen Seufzen nahm er auf einem ihm dargebotenen Stuhl Platz und übergab Aurelia die Schriftrolle, welche die Botschaft beinhaltete.
Aurelia las aufmerksam das Schriftstück und musste den Inhalt zweimal lesen um sich auch sicher zu sein, alles verstanden zu haben. Zunächst löste der Inhalt Zorn in ihr aus. Die herablassende Art, wie etwas von ihrem Kriegsherren gefordert wurde, stieß ihr auf wie ein spitzer Felsbrocken den man in ihre Lunge rammte. Doch als der Zorn langsam verebbte sah sie in dieser Botschaft auch eine Chance. Eine seltene Gelegenheit etwas Unliebsames ... los zu werden.
Der Gesandte sah sie abwartend an. Er schien es gewohnt zu sein, auf Antworten zu warten und sich auch nicht daran stören zu lassen. Doch andererseits konnte sie aus seinem Gesicht nun nicht mehr so gut lesen. Er schien ruhig, seinen Wein still zu trinken und eigenen Gedanken nachzuhängen.
"Nun gut, wir werden euch das Geforderte mitgeben."
Ein schmales Schmunzeln huschte über die Lippen des Gesandten. Überheblichkeit und Arroganz spiegelte sich in seinem Blick, denn für ihn war diese Antwort selbstverständlich gewesen. Dass es nicht so sein könnte, erschien ihm unrealistisch. Niemand zog den Zorn seines Herrn auf sich.
"Ihr könnt sie sofort mitnehmen, allerdings reisen sie mit normalen Pferden. Doch seid unbesorgt, ihre Pferde sind sehr gut und ausgeruht."
Der Gesandte würde diese Andeutung nicht verstehen, im Gegenteil er schien ihre Aussage für gut zu befinden.
"Sagt einfach, dass man euch die Sondereinheit zuteilen soll. Sie werden schon verstehen.." Nun schmunzelte sie. Der Gesandte lächelte ein wenig, anscheinend sah er ihre ruppige Art nun damit vergeben, dass sie dem Wunsch seines Herrn so hervorragend nachkam, dass sie sogar eine besondere Einheit für ihn hergab. Auch sie lächelte. Der Gesandte verstand nichts von Soldaten oder Kriegskunst, beide würden heute zufrieden sein.
Beide erhoben sich und sie verabschiedete sich höflich vom Gesandten. Sie begab sich zurück auf ihr Zimmer und griff zum fast leeren Kelch der noch immer auf ihrem Fenstersims stand um dem nun größeren Tross nachzusehen, ein amüsiertes Lächeln kennzeichnete ihre Lippen.
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