Langsam öffnete sie die Türe und gab den Blick ins Innere preis. Gemäßen Schrittes trat sie in das Dunkel, welches zu jener späten Stunde seinen allumfassenden Griff um die Welt gelegt hatte und auch bis hier drinnen seine Finger ausstreckte. Leise gaben die hohen Schuhe mit jeder fließenden Bewegung ein Tock von sich, sodass die friedliche Stille immer aufs Neue unterbrochen wurde. Sachte schmunzelnd lehnte er sich nun in den leeren Türrahmen und beließ den Blick der hellen Augen auf der geschmeidigen, weiblichen Gestalt, die mit jedem Schritt mehr mit dem Dunkel ihres Raumes verschmolz. Locker verschränkte er die Hände hinter dem Kopf, wie es seine Angewohnheit war, und schmunzelte vergnügt, ja vorfreudig ob dem, was da kommen mochte, worauf er gewartet und geharrt hatte, wie ein geduldiger Raubvogel seine Runden gedreht hatte, um diese Beute zu ergattern. Langsam wandte sich sein Gegenüber um, die Augen so dunkel wie ihre Umgebung, als griffen ihre Augen nach der Welt um sich und hätten bis auf ihn bereits alles verschlungen. Durch den schmalen Lichtstreifen, der von dem Flur hereinfiel und mittels seiner Gestalt noch einmal gedämmt wurde, konnte er grade so ein schmales Heben ihrer Mundwinkel erahnen, bevor sich die geschmeidigen Lippen öffneten und jene neckische Einladung auszusprechen gedachten, um das Spiel auf der nächsten Ebene fortzuführen. In stiller Erwartung lehnte er sich schlicht gemütlich weiter in den Türrahmen und hebt das linke Bein, um sich mit dem Fuß dort am anderen Ende abzustützen. Langsam schloss er das linke Auge, schielte aber weiterhin verstohlen zu ihr, um von den Lippen zu lesen, was sie denn nun von sich geben würde, wie es weitergehen solle. KRAH! Nun, das war etwas unerwartet. Er hob die rechte Braue an. Ho? Er hatte ja schon manch eigenartige Laute vernommen, wenn es dann zur Sache ging, aber angekräht hatte ihn noch keine der Damen, der er seine Aufwartung gemacht hatte. Aber es gab wohl für alles ein erstes Mal. Vielleicht wurde das ja noch interessant. Er setzte an etwas noch darauf zu erwidern, bevor erneut ein schiefes Krächzen aus den geschwungenen Lippen drang, welches in so verqueren Gegensatz zur Besitzerin stand. KRAH!
Flatternd hoben sich seine Lider und er sah zunächst nur Dunkel. Etwas benommen, schlaftrunken räkelte er sich an Ort und Stelle zunächst, bevor die rechte Hand nach vorne Griff und den Verursacher jener Finsternis um ihn vertrieb. Leiser, prasselnder Regen, der hier schlicht an der Tagesordnung stand, begrüßte den Erwachenden. KRAH! Ein gequälter Seufzer entfuhr ihm, als er den gefiederten Hut aus seinem Gesicht zog und sich in eitler Manier wieder aufsetzte. Blinzelnd wurde er erneut seiner Umgebung gewahr. Auf einem armselig zusammengeschusterten Stuhl hatte er Platz genommen, die Füße auf der Kante drapiert und sich weit zurückgelehnt. Irgendwie hatte er es im Laufe der Zeit geschafft in dieser Pose immer wieder einzunicken, ob der drögen Langeweile der einfachen Gemüter um sich herum. KRAH! Wenige Gäste - vermutlich waren die meisten von Orks mittlerweile verspeist worden oder wollten einer „Taverne“, wenn man sie denn so nennen mochte, wo der Alkohol derzeit Mangelware war, nicht ihre Aufwartung machen. Abermals streckte er sich durch und betrachtete nun den frechen Traumzerstörer, der frech auf seiner Schuhspitze thronte und sich trotz der stetigen Bewegungen des Besitzers dort auch verdrossen hielt. Der rechte Mundwinkel hob sich dezent. Ist es also soweit? Die Antwort fiel wie nicht anders erwartet aus. KRAH! Leise gähnte er ungeniert, bevor er einmal auf seinem Stuhl nach hinten wippte, um schließlich mit einem Schwung die Füße von dem abgenutzten Tisch zu bringen, und sich galant aufzurichten. Protestierend erhob sich das Flattervieh bei derlei Behandlung und landete schließlich auf seiner linken Schulter. Krächzend begann es an dem Saum seines Kragens zu nesteln, ohne Zweifel um den schönen Stoff aus purem Schabernack zu zerfleddern. Mit einer Geste der rechten Hand verscheuchte er seinen schwarzen Ruhestörer von dem Platz, während die Linke an eine Seitentasche glitt und dort ein wenig Korn fand. Es war nicht mehr viel, aber damit würde sich der Taugenichts für den Moment zufrieden geben müssen. Mit dem Daumen schnipste er die Körner nacheinander in die Luft, woraufhin sich der Rabe gierig darüber hermachte, einige in der Luft noch fing, andere aber dann mühselig aus dem schlammigen Boden pulen musste. Ein leicht pikiert wirkender Seitenblick war die Strafe des Vogels zu seinem Herren, der nur unschuldig die Schultern anhob und vergnügt zwinkerte. Langsam streckte er sich an Ort und Stelle gen des regnerischen Himmels durch, bevor er unter seine Sitzgelegenheit griff und einen stattlichen, wenn auch bereits abgenutzten, Seesack hervorzog. Man hätte meinen können eine Kleinfamilie würde darin alles Hab und Gut unterbringen können, so sah er auch recht schwer aus. Doch er selbst wusste, dass sich darin nur seine eigenen Schätze befanden und so brachte er seinen rechten Fuß unter den Sack, bevor er ihn spielend in die Luft beförderte und mit der linken Hand auffing. Locker ließ er ihn darauf über der Schulter baumeln und besah sich einen Moment noch die Wetterlage. Bedeckt, fortwährender Regen, aber nur sanft säuselnder Wind, der dennoch die Armen und Mittellosen, die mehr als einmal nun alles verloren hatten, was sie den besaßen, ordentlich frieren ließ. Es war erstaunlich wie oft man feststellen musste, dass man doch noch so viel hat, dass man etwas verlieren konnte. Gelangweilt gähnte er ausgiebig ob dieses allzu vertrauten Bildes um sich herum und betrachtete noch einen Moment den Raben beim Kornpicken, bevor jener auch die schweren, nassen Schwingen wieder ausstreckte und lauthals krächzend davonflog. Norden war die Richtung. Sachte hoben sich die Mundwinkel des Mannes an, bevor er sich dann in das kühle Nass begab, welches draußen, jenseits der spärlichen Zeltplanen, die allerdings zumindest ein wenig Schutz boten, wartete. Mit einem leisen Schmatzen lösten sich seine ausgetretenen Stiefel wieder und wieder aus der feuchten Umarmung des Bodens, der die kleingeistigen Landgänger so oft an Ort und Stelle hielt. Aber nicht ihn. Er war frei, frei wie die Vögel droben. Und es wurde Zeit die Schwingen wieder einmal auszustrecken. Mit einem rhythmischen Wippen bewegte sich sein Haupt auf seinem Weg zu dem, was von den ramponierten Docks übrig geblieben war, wobei die Feder, heute einmal vier an der Zahl, allesamt rot, die einst stolzen Kiele langsam hängen ließen, als die schweren Tropfen nach und nach die Oberhand gewannen. Ja es wurde Zeit zu gehen, für eine Zeit, es gab viel zu tuen, große Dinge zu schauen. Die hellen, braunen Augen überflogen seine Umgebung auf dem Wege. Links der Laden des zauberhaften Dschinn, dem er beim Kartenziehen die eine oder andere Schnippe geschlagen hatte. Weiter rechts die Burg des guten Ralthus. Ja, er sollte ihn einmal besuchen. Aber nicht jetzt, dafür war später noch Zeit genug, wenn wieder die Fesseln der trüben Triste, die hier allzu oft sein Gemüt umfing, sich an sein Federkleid legten. Hier und jetzt wurde es Zeit das nichtgemachte Nest zu verlassen. Den steilen Weg hinab tänzelte er dann, nun langsam beschwingt, hinab und summte tatsächlich auch hörbar vor sich hin. Meistens behielt er die glorreichen Melodien in seinem Kopf, wo sie entsprangen und auch nur wahre Würdigung erfahren konnten. Aber er hatte gute Laune, trotz des unsanften und auch im ersten Moment ungewollten Erwachens. Sollte die bemitleidenswerte Umwelt auch einmal Teil an seinem Genie haben, vielleicht lernten sie den Bruchteil eines Herzschlages den wahren Glanz, der ihm innewohnte, einmal sehen. Unwahrscheinlich, aber es gab noch Zeichen und Wunder, wie er hörte - und natürlich auch lebendes Beispiel dafür war, was es hieß ein Wunder zu sein. Selbstzufrieden seufzte er aus, als er am Kai den Blick nun schweifen ließ. Die Flotte Rivins, oder was man hier eine Flotte hieß, war arg in Mitleidenschaft gezogen worden von dem Orksturm. Leise schnalzte er mit der Zunge. Tja, Kompetenz mangelte es hier ja allzu oft. Wie man eine gewaltige Orkhorde weder hören, noch sehen konnte, war ihm auch rätselhaft. Aber daraus ließen sich auch wiederum schöne Geschichten zusammenspinnen und ersinnen. Abgebrochenen Masten, zerschlagenen Decks und angezündelte Planken säumten den Weg, den er einschlug. Völlig unharmonisch erklang auch weithin schallend das Hämmern der Arbeiter, die sich bereits daran machten die gröbsten Schäden zu beheben. Angewidert schüttelte er sich, ob dieser Disharmonie. Schnell weiter. Und da waren sie auch schon, die großen, bauchigen Handelsschiffe, welche von außerhalb kamen - mehr oder weniger freiwillig. Sicher, das Fürstentum hatte schon einige Handelsgüter, aber hier war man offenbar ja nicht einmal im Hafen mehr sicher. Zugegeben wiederum, in welchem Hafen war man das auch. Aber wo sonst eher Schlägereien und Abzocke drohte, waren es hier eher Orks, die sich wie die letzten Ferkel aufführten und mit ihren Ausscheidungen die ganze Stadt bemalt hatten. Kreativ, auf ihre Art, aber nicht so ganz sein Stil, nein, nicht wirklich. Mit dem Hauch einer Spur von Interesse, wanderten seine Blicke weiter über die Schiffe, die angelegt hatten, als betrachte er grade beim Fleischer die Auslage, und nicht etwa seine künftige Reisegelegenheit. Alles so gewöhnlich und langweilig. Die Seestolz hier, die Meermaid dort. Wenn die Furienkönigin denn ein Herz hatte, irgendwo tief in ihrer Widerlichkeit verborgen, so erbarmte sie sich vielleicht und würde die Welt von derlei Gewöhnlichkeit befreien und die herausgeputzten Schiffe mitsamt ihrer aufgetakelten Mannschaft auf den Grund des Meeres reißen. Versonnen schmunzelnd schüttelte er den Kopf, bis er doch etwas entdeckte, was seine Aufmerksamkeit auf sich zog - und ihrer auch würdig war. Ho? Er legte den Kopf in eine leichte Schräge und trat näher an das Objekt seiner derzeitigen Begierde. Es war ein Schiff, ja, was hätte man hier im Hafen auch anderes erwartet - Dirnen machten sich immer noch rar, also war dies wohl das Beste worauf er auch hätte hoffen können. Etwas kleiner geraten, als seine großen Schwestern um sich herum, war es dennoch zweifellos ein Handelsschiff, wie der große, bauchige Bau verriet. Doch anstelle jener gradezu standardisierten Galionsfiguren, fand sich dort der lange Hals eines stolzen, wenn auch bereits mitgenommenen Schwanes, der den Schnabel gen Himmel reckte, als wolle er seiner eigentlichen Bestimmung, dem Himmel, entgegenflattern. Er ließ den Seesack neben sich auf den Steg niederfallen und stemmte die Hände in die Hüften, während er so sich weiter nach links nun neigte, als wolle er Leibesübungen betreiben. Doch er suchte nach dem Namen der guten Dame, die sich ihm dort präsentierte. Und seine Bemühungen wurden auch belohnt, als er in abblätternden Lettern dort lesen konnte: Seelige Schwan. Seelig? War der Schwan denn beseelt? Ach, das Los der Sprache, wie das größte Freudenmädchen dieser Welt wird sie behandelt, ja misshandelt. Das wirkte doch vielversprechend. Und als wäre es ein Zeichen, brach die Wolkendecke, die sich sonst wie die Umarmung einer ungewollten Schwiegermutter um das Land zu legen pflegte, just in diesem Moment auf. Einige Matrosen werkelten gerade an Deck der guten Schwan. Er selbst war schon ab und an zur See gefahren und so konnte er mit Sicherheit behaupten, dass diese Besatzung doch kompetent wirkte - so kompetent zumindest, wie man als einfacher Matrosen wohl zu sein hatte. Beschwingt griff er nach seinen Habseligkeiten und hüpfte schlicht an Deck des Schiffes. Zwei Matrosen bemerkten, dass sie offenbar hohen Besuch hatten. Oder zumindest Besuch, aber wie er selbst wusste, war er den Meisten Tropfen zu hoch. Mit einem einschmeichelnden Lächeln lüpfte er den Hut, als Beide näher traten, und verneigte sich tief, zu tief für eine ernsthafte Verneigung. Aber offenbar störten sich weder Matrose A, noch B sonderlich daran, vielmehr wirkten sie verstört. Warum nur? Er blickte langsam an sich herab. Heute ein feines Gelb, weicher Stoff, ah, so weich und anschmiegsam. Und nass. Ja, es wurde Zeit, nun wirklich Zeit. Dem Mächtigen zum Gruße, meine Freunde, und auch der lieblichen Maid, Deren Thron die Wellen sind. Sagt mir doch, ganz geschwind Wo mag ich euren Meister finden, Lasst mich diese Worte euch nicht entwinden, Denn Zeit, sie tickt, sie tackt, Bis sie gar was abzwackt. Fließend erhob er sich dabei und setzte sich den Hut wieder auf. Schmunzelnd und auch selbstzufrieden bemerkte er den langsamen Blick, den die Beiden Matrosen austauschten. Ja, sie verkannten ihn doch alle. Er selbst legte Zeige-, Mittelfinger und Daumen an die Stirn und wedelte dann abwehrend gen der Beiden, als sie schon zu einer Antwort ansetzten. So schweigt, ihr Armen der sel‘gen Schwan, Ich weiß es wohl, ich seh‘ die Bahn, Dort unten muss er sein, In der Kajüte ganz allein, Ein Kapitän von besonderem Format Dem ich offerieren will meine Art der Tat. Dabei zeigte er auf die Stiegen, die hinabführten ins Schiffsinnere. Einvernehmliches Nicken war die Antwort darauf. Ja, wie hätten sie auch anders gekonnt, diese Toren. Vermutlich verstanden sie kaum die Hälfte von dem, was er sagte. Höfliches Nicken war dabei die sozial akzeptierte Antwort, das wussten auch die Beiden. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen, als er mit einem Zwinkern sich dann ungehindert zu jener Treppe begab, welche in das tiefste Innerste jener neubestiegenen Maid führen würde. Irgendwie sahen alle Eingänge, die dorthin führten, gleich aus, egal welche Maid es nun war. Leicht nachdenklich ließ er den Blick noch einmal gen Himmel schweifen, warum genau, das wusste er selbst nicht. Sein gefiederter Freund war bereits weit fort, wie er wusste, und so begrüßte ihn dort droben nur der mittlerweile wolkenlose Himmel, der zu ihm herab strahlte. Also strahlte er vergnügt zurück, bevor er sich den nassen Hut zurechtrückte und ins Innere vorstieß. Im Inneren roch es muffig, nach Salz, Schweiß und altem Rum. Ah, wie vertraut dies doch war, wie famos. Er schüttelte sich sachte und begab sich schnurstracks zur Kabine, die am Ende des Ganges lag. Ein eingeritzter Schwanenkopf ließ doch vermuten, dass sich im Inneren jemand von Rang, wenn auch nicht von Namen, befand. Mit den Fingerknöcheln trommelte er eine kleine Melodie an das Holz, bis vom Inneren ein gereiztes Schnauben und Schnaufen zu hören war. W...wa … Ja?! Er ließ sich noch zwei Herzschläge Zeit, streckte sich auf der Stelle und gähnte einmal, bevor er dann schwungvoll die Türe öffnete und in das Innere tänzelte, wobei er mit dem linken Fuß die Türe wieder hinter sich zustieß. Aufmerksam glitt sein Blick durch die kleine Kapitänskajüte. Abgesehen von einem großen Tisch, der fast den gesamten Raum einnahm, wäre da nicht der gewaltige Thron von einem Sessel gewesen, worin der vermeintliche Besitzer des Schiffes die zweifellos beachtlichen Backen drapiert hatte, war in dem Raum nicht viel. Gegenüber des Tisches, auf welchem eine Karte lag - als Untersatz für einige Teller mit angenagten Knochen, war nur ein kleiner Hocker, wohl für die wenigen Gäste, die sich hier einmal einfanden. Es roch hier noch mehr nach Schweiß und die Quelle dessen thronte recht offensichtlich hier vor ihm. Ein fettleibiger Mann, der sich in seinem bereits betagteren Alter, wie er dem schmuddeligen Grau entnahm, Kotletten hatte stehen lassen. Oder es zumindest versuchte. Leicht spöttisch verzogen sich seine Mundwinkel, wie er den etwas verdattert wirkenden Kapitän dort musterte. Der tupfte sich auch sofort, sobald eine erneute Welle an Schweiß aus all seinen intakten Poren quoll, als habe der Eintritt einer Person alle Schleusen dafür geöffnet, mit seiner Serviette, die noch zuvor wie ein Kinderlätzchen um seinen schwabbeligen Hals gebaumelt hatte, die Stirn. W… wer seid ihr? Der Dicke schnaufte einmal durch und schien sich innerlich zuerst zu sammeln. Wenn ihr noch etwas nach Tiefwasser verschiffen wollt, seid ihr zu spät, unser Laderaum ist voll. Das Lächeln auf den Lippen des Barden wurde größer. Tiefwasser, bestens. Ein guter Start für die weitere Reise, ein Gipfel, von dem aus er die Welt überschauen mochte und mit einem Flügelschlag dorthin reisen, wo das Los seiner Herrin ihn verschlagen mochte. Abermals vollführte er die übertrieben Verbeugung, wobei er den Hut abnahm und einmal über den Boden dabei wischte, bevor er ihn wieder in einer fließenden Bewegung auf sein Haupt niederließ, nicht ohne ihn in seiner üblichen eitlen Manier zurechtzurücken. Mein guter Freund, Herr Kapitän zu Schwanensang, Lasst euch nicht sein allzu bang, Ich bin ein sehr großer Mann, Schaut nur recht, schaut nur fein Mit klugem Auge, so soll es sein. Seht, mich treibt das Schicksal her, Denn als das große Wolkenmeer Aufbrach und enthüllte mir Ein gar wundersames Tier, Das ihr euer Eigen nennt Das auch gar schneller rennt Über Wellen und den Ozean Was mir zufällt für einen Reiseplan Den ich schon hegte lange Zeit Denn die Welt, die ist so weit. Ein reisend Vogel bin ich gar Und ihr ein Mann der See, fürwahr. So nehmt mich mit, in einem Krähennest Trag mich fort, weder Ost, noch West Sondern nach Norden will ich hinfort An einen tiefen, tiefen Ort Wo das Wasser tost und wogt Dass es eure Waren sogt. So Bedarf, hab ich der Münzen genug - Und bei jenem ersten Schwall der Worte hopst er auch schon mit dem linken Fuß auf den kleinen Hocker, der verglichen mit seinem Gegenstück auf der anderen Tischseite noch armseliger wirkt als ohnehin schon. Die Arme weit ausgestreckt, als müsse damit der Flug gesteuert werden, lässt er die rechte Hand an eine der zahlreichen Taschen gleiten, um zwinkernd eine glänzende Platinmünze zu präsentieren. Die glänzenden Augen des Kapitäns verkünden, dass hier auch die rechte Sprache gesprochen wird. Treib auch selten nur Unfug. Aber güldner noch als Münzen, hört Ist meine Stimme, die betört Der feinen wie der einfachen Gemüt So wisset, dass euch nur Freude blüht, Wenn ihr mich denn reisen lasst Euch einmal ein Herz nun fasst Lasst einen armen Vogel nicht hier stehn Denn hinfort muss er nun gehn, Über Wasser, nicht zu Land, So nehmt meine Stimme als den Unterpfand, Auch der Münzen, muss es sein, Ihr werdet sein, ich bin ganz fein Ein Worteschmied, ein Worteweber Der nicht nur ist ein Nehmer. Betroffenes Schweigen war die Antwort auf diesen Fluss der Worte. Selbstzufrieden und selbstsicher, stemmte der Barde die Hände in die Hüfte und trat von dem Hocker, den er als Podest missbraucht hatte, herab, wobei er sein Gegenüber vergnügt betrachtete. Der dickliche Kapitän fuhr sich nervös über die Lippen, wischte abermals mit seinem Lätzchen über die Stirn, um den Schweiß nur noch zu verteilen, nicht einmal mehr fortzuwischen. Ihr … eh … ihr wollt also eine Überfahrt, ja? Die kleinen Äuglein wanderten erneut zu dem Beutel, woher die erste Münze kam. Sachte hob der gelb gekleidete Mann einen Mundwinkel an und nickte darauf nur. Mehr würde den armen Kerl wohl noch seinen Kopf kosten. Wäre sicherlich auch amüsant, aber für den Moment nicht zweckdienlich. Nun … wir sind eigentlich … nun ja, ein Handelsschiff … Darauf begann der Ergraute die Hände über dem stattlichen Bauch zu falten, was ihm aber letztlich nur mit Mühe und Not gelang. … aber wenn ihr … eh … nun gute Münze kann man in diesen Zeiten immer gebrauchen. Ihr versteht, ja? Wir haben den guten Remy in einem Sturm verloren. Guter Kerl. Ein Neffe von mir, ja er war ein guter Mann. Das Lächeln wurde nur breiter und stillschweigend hörte er sich an, wie der beleibte Seefahrer nun selbst zu schwafeln begann. So war es meistens. Und wenn es ein Neffe gewesen war, dann mochten die Walrosse dort nun einen weiteren Spielkameraden gefunden haben. Jedenfalls, da wäre noch etwas Platz frei, wir heuern wohl erst in Tiefwasser wieder neu an. In Rivin … nun ja, da sind sehr seltsame Vögel unterwegs, ihr versteht. Darauf folgte nur ein verständnisvoll wirkendes Zwinkern. Also … ich denke, wenn ihr bezahlt … und vielleicht eh … ihr singt, ja? Wieder ein Nicken. Ja, dann … ich denke das wird schon gehen. Na also. Es blieb nur zu hoffen, dass die schöne Schwan nicht unterwegs unter dem Gewicht des Kapitäns noch zusammenbrach. Aber sollten die Ratten doch ersaufen, ein freier Vogel sucht sich dann eben seine nächste Fahrgelegenheit. Mit einem breiten Lächeln verneigte sich der Barde galant. Meinen Dank, Streiter der Meere Ich komme euch gewiss nicht in die Quere Und suche mir nun mein Nest hier, Ihr nennt es vielleicht ein Quartier. Damit wandte er sich auch bereits um und zog die Türe schwungvoll auf. Ein Strom derselben abgestandenen Luft, die er zuvor im Gang noch gerochen hatte, kam ihm entgegen und doch schien es ihm für den Moment als atme er den frischen Duft eines wilden Sturmes ein. Eh … wartet … wie heißt ihr denn, der Herr Barde? Leicht hob er die linke Braue bei dieser Frage an, war er doch schon halb durch die Türe. Doch ein vergnügtes Schmunzeln stahl sich sofort wieder auf seine Lippen, als er den Kopf wieder in die Dunstwolke der Kapitänskajüte steckte. Worte sind so viele, so dünn, so zart Netze zu fangen der kleinen Fische, nicht der großen, mein lieber Kapitän. Ich habe der Namen vieler, mehr denn als sich findet in meinem Gefieder. Nennt mich Ornis, so mag ich heißen Damit euch nicht wird das Gewissen beißen Nicht zu fragen jeden Passagier Sei er einer oder auch vier Nach Namen und Person - Doch nun, ich muss, Pardon. Dies schien sein Gegenüber noch zu beschäftigen, bevor er ebenso nickte, wie die Matrosen an Deck zuvor. Bestens. Schwungvoll schloss er die Türe hinter sich und verbannte den Gestank aus seinen Nasenflügeln, zumindest für den Moment. Beschwingt trippelte er den Gang entlang, auf zu einer neuen Reise. Nach Norden, ja.
_________________ Lasse dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. - Römer 12, 21 Tränke und Wundersame Gegenstände nach ZwergenartCharaktere:Sir Vylk Eyard Velington - Sneaky PaladinSergio Dellani - Bester Navigator der Inn'ren SeeLeysin - Hautkünstler
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