"Hate is just a four letter word."
~X-Men: Dangerous~
Er blickte durch Augen, die nicht die seinen waren, wie durch wunderschöne und edle Glasscheiben, auf eine Welt, zu der er nicht gehörte. Zu der er nicht gehörte, wenn es nach den Regeln der Kettenmeister ging, die von den angeketteten Lebewesen dieser Welt Götter genannt wurden. Götter. Schwerlich gelang es ihm bei jenem Gedanken, den Brechreiz zu bezwingen, der den weiblichen, elfischen Körper überkam, den er bewohnte. Die elfische Anmut und Sanftheit war zuweilen mit einem schwachen Magen geschlagen, wie es schien. Götter. Emporkömmlinge, Kinder der großen Mutter wie er selbst und wie alles andere. Die große Mutter, die niemals Herrschaft oder Kontrolle gewollt, niemals Anbetung oder Liebe erwartet hatte. Sie, die immer gab. Und gab. Und gab. Und gab. Und gab. Und gab. Aber niemals nahm oder forderte. Sie, für die es ausreichend war, dass das Leben sprießt, sich entwickelt, in all seinen wundervollen, mannigfaltigen Facetten und Ausprägungen. Aber jene Mächtigen ihrer Schöpfungen, ihrer Kinder, jene, die sich nun Götter nannten, waren damit nicht zufrieden. Es reichte ihnen nicht aus. Sie wollten herrschen. Doch um herrschen zu können, mussten sie Kontrolle etablieren und dafür waren die Ketten nötig. Jene Ketten, die sie das Prinzip der Ordnung nennen. Sie überfielen Mutter, die Mutter, die ihnen alles gegeben hatte und zerstückelten sie, legten sie ihn Ketten, schändeten die eigene Mutter auf eine Weise, die jenseits von Grausamkeit liegt und brachen Stücke aus ihr heraus um ihre eigenen, kleinen Welten innerhalb ihrer Ketten zu erschaffen, diese mit Grenzen und Befugnissen zu versehen, damit jeder von ihnen sein kleines Reich besitzen kann, über das er seine Tyrannei ausüben darf.
Und Mutter ließen sie sterbend zurück. Weinend und vor Schmerzen schreiend zog sie sich zurück an den dunkelsten Ort des Multiversums. Aus ihren Tränen und ihren Blut entstanden ihre neuen Kinder. Obyrith nennt man jene, da jetzt, wo die Herrschaft über die Schöpfung den Kettenmeistern, den Göttern gehört, alles mit Bezeichnungen und Grenzen versehen werden muss, einen Namen benötigt. Und Mutters Leichnam heißt man Abyss, Abgrund. Und die Götter machen weiter und weiter und weiter. Geschickt in ihrer Politik erschaffen sie kriegerische und machtvolle Wesen, nennen sie Engel, welche gegen ihn und seine Schwestern und Brüder in die Schlacht ziehen, um diese selbst dann zu verstoßen, als ihre im Zuge des von den Göttern befohlenen Krieges getätigten Grausamkeiten hätten Anstoß erregen können. Und diese Narren, diese jämmerlichen, stumpfen Werkzeuge lassen sich dazu verleiten, dennoch weiter zu dienen und den Krieg trotz des Status als Ausgestoßene fortzuführen. Natürlich war auch dies nur ein weiterer Teil des perfiden Planes jener Kettenmeister, der Götter. Die nun von ihnen als Teufel deklarierten Engel holten sich die Seelen derer, die gegen die Regeln der Götter verstießen. Und ließen deren Seelen grausame Qualen zukommen. So waren die Sterblichen aus Angst stärker an die Götter gekettet, durch einen angeblichen Feind, der von den Göttern selbst geschaffen wurde. Und die Angst auf die seinen wurde begründet, auf jene, die sie jetzt alle vereinfacht unter dem Begriff Dämonen ablegen. Zorn und Hass drohte ihn zu übermannen, als er dann jene heißen, brennenden Tränen in seinen Augen spürte.
Unwillkürlich zog er, in Übereinstimmung mit dem Körper, den er bewohnte, die Mundwinkel betrübt hinab. Er wusste, diese Tränen kamen nicht von ihm. Er hatte das Weinen vor Äonen verlernt. Die Tränen kamen von ihr, der ursprünglichen Besitzerin des elfischen Körpers. Nymenkria. Nun galt seine Wut ihm selbst. Wie dumm er doch war! Er wusste doch, dass sie seine Gedanken und Emotionen teilte. Und nun hatte er sie wieder in der Seele verletzt. Er zog sich tief in sie zurück und überließ es ihr, ihren Körper unter Tränen und zuckender Pein beben zu lassen. Hätte er nun eigene Augen, würde er auch weinen. Ihr Schmerz zerriss seine Essenz und sein Dasein. Jede einzelne Träne jagte wie eine Scherbe über seine Identität. In jenem Moment wünschte er sich einen eigenen Körper und verachtete sich zugleich für jenen Wunsch, der der Kontrollsucht der Götter nachkommen würde. Doch mit jenem eigenen Körper könnte er sie in die Arme schließen und trösten, so wie er es tausende Male bei den Lebewesen beobachtet hatte. Er würde ihr dann gerne sagen, dass alles gut wird. Aber das könnte er nicht, es wäre eine Lüge. Denn wie könnte es jemals gut werden? Sie kämpften gegen die Kettenmeister der Welten, gegen die Götter. Es war nicht möglich, zu gewinnen. Wenn er nur ihren Schmerz lindern könnte. Er liebte Nymenkria sehr. Nicht auf die Weise, wie ein Mann eine Frau liebt. Dazu war er nicht imstande. Seine Liebe ging tiefer. Er liebte Nymenkria sehr. Ja, das tat Nocturne.
_________________ ~"This ist my battle. This is my battleship."~
"Jene, die sich Abenteurer nennen, sind grausame Individuen aus einer anderen Welt. Sie sind auf der ständigen Suche nach neuen Opfern für ihre dunkle Gottheit Exp, die sie dafür mit immer stärkeren Fähigkeiten und Kräften ausstattet."
~Shadow is a man who never loses his virginity - because he never loses.~
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