Den ganzen Tag war mit den Kindern gespielt, gesungen, getanzt und gefeiert worden im Fuchsbau – und anderen Orten Rivins. Nun war ein wenig Ruhe eingekehrt.
Die Kinder saßen gebannt am Kamin und um Tikali herum, als diese ihre Geschichten und Legenden aus dem alten Buch ihrer Mutter Tshai vorlas. Vielleicht war das der Hauptpunkt des Festes, das Weitererzählen des Wissens der Alten und längst gegangenen. In jeder Legende, in jedem Märchen steckten ihr Wissen und ein wahrer Kern.
Das Licht im Fuchsbau wurde dämmriger als die Kürbiskerzen nicht weiter ausgetauscht wurden, Schatten kletterten von draußen durch die Fenster und unter den Türen hindurch.
Und dann, zuerst unbemerkt von den Kindern, tauchten und formten sich geisterhafte Wesen – Tiere, Geistertiere. Sie wandelten umher, schwebten einfach durch die erstaunten Kinder hindurch.
Erst erschrocken legte sich die Angst schnell als Tikali unbeirrt weitererzählte und Ruhe ausstrahlte. Vor allem als einige Kinder merkten, dass ihre einstigen Haustiere als Geister daherkamen und sich neben sie legten oder an ihre Seite stellten. Und ebenso zuzuhören schienen.
Schließlich bestand die Zuhörerschaft im Fuchsbau aus einer Mischung aus Kindern, wenigen Erwachsenen und geisterhaften Tiergestalten zwischen ihnen.
Dann beendete Tikali ihre letzte Geschichte und blickte grinsend umher: „Wie ich sehe sind fast alle Gäste schon eingetroffen. Der wichtigste aber fehlt noch.“ Sie blickte zur Türe und große und kleine Augen folgten ihrem Blick.
Stille trat ein, man vernahm nur das Knistern und Knacken des Kaminfeuers.
Und dann öffnete sich die Türe und Kürbiskopf trat in den Fuchsbau (* in NWN1 gab es ihn als Modell, das war damals seine Geburtsstunde als rivineigenes Fest). Die Kinder hielten die Luft an, er war es tatsächlich. Wie oft hatten ihre Eltern davon erzählt, aber die wenigsten von ihnen hatten ihn je gesehen oder kannten ihn noch aus den Tagen vor den Katastrophen.
Die Gestalt mit dem leuchten Kürbiskopf ging durch die Sitzreihen, lachte den Kindern stumm zu, die Tiergeister blickten ihn erwartungsvoll an.
Tikali erhob sich und steckte das alte Legendenbuch in ihren Rucksack neben dem Stuhl am Kamin. „Kinder, dies ist ... wie ihr schon vermutet habt … der Geist Rivins, der Beschützer von euch Kindern, aus alten Zeiten wie auch von nun an wieder. Er ist, nach all den Schrecken, wieder zurückgekommen … und heute hat er auch Geschenke mitgebracht, die wir vom Fuchsbau unter euch und den anderen Kindern verteilen werden.“
Selbst jetzt starrten die Kinder den Geist nur an, es würde noch ein wenig dauern bis das Wort „Geschenke“ ihnen bewusst werden würde.
Ein Mädchen drehte sich nun aber zu Tikali: „ Ich sah ihn schon, er wirkte traurig und suchte etwas, stimmt’s?“ „Ja, aber erscheint er dich hier und jetzt noch traurig?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Was suchte er denn? Hat er es gefunden?“ „Ja, das hat er, hier und jetzt …. Er suchte mich.“ Alle Augen richteten sich zur Glücksmaid. „Er suchte dich ...euch? Warum?“
„Vor drei Jahren halfen mir er und die Geister, als ich ihn Not war. Und nun ist suchte er nach mir, weil ich ihm zurückgeben muss, was mir damals gegeben wurde. Und er kommt um mich abzuholen.“
Nun hatte der Kürbiskopf Tikali und den Kamin erreicht und blickte sie stumm lachend an. Tikali erwiderte den Blick und nickte, nahm ihren Rucksack auf und wandte sich an die Kinder und anderen Zuhörer. „Wann immer ihr euch allein fühlt, findet ihr hier im Fuchsbau Freunde. Ihr seid hier immer willkommen. Ich wünsche euch allen Glück und denkt daran, Riviner geben niemals auf, egal was kommen mag.“
Dann verneigte sie sich vor allen Versammelten. „Lebt wohl.“
Das Feuer im Kamin begann nun hell zu leuchten, heller als es Flammen alleine könnten, und der Geist trat halb in das Licht hinein und reichte Tikali seine Hand.
Die Glücksmaid legte ihre Hand in die Seine …. dann traten beiden in das Licht .. und waren fort.
In diesem Moment wurden alle Kerzen im Fuchsbau wieder entzündet und mit dem Licht verschwanden auch die Tiergeister.
Die Bediensteten des Fuchsbaus holten die Geschenke hinter dem Tresen hervor und die aufgeregten Kinder wurden in Anbetracht der schlimmen Zeiten die hinter allen Lagen reichlich beschenkt.
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