Zwei Männer standen vor einem archaischen Altar. Der eine war in eine einstmals völlig weiße Robe gehüllt und wischte sich mit einem Tuch Blut von den Händen. Der andere starrte irritiert auf das Opfer auf dem Altar und sein Gesicht verriet das er wohl am liebsten irgendwo anders gewesen wäre. Der erste warf dem anderen schließlich das blutige Tuch zu, der es vor Schreck fallen ließ und ein wenig furchtsam auf seinen Gegenüber starrte. „Nun“, sagte der erste. „Was denkst du?“ Der zweite war von dem ganzen Blut sichtbar angeekelt und wand sich wie eine Schlange unter dem Blick des ersten. „Ist das wirklich nötig?Äh.. Herr?“ „Natürlich, denn wie es so schön heißt. Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt und wir sind nicht soweit gekommen, weil wir uns vor der Drecksarbeit scheuten. Nein! Wir sind nun da wo wir stehen, weil ich weiß wo es langgeht! Aber kommen wir auf deine Arbeit zurück, Schlange! Was hasst du herausgefunden? Ich kann mich doch noch auf deine Sinne verlassen, Naha?“, sagte der erste und deutete dabei mit einem Blick purer Freude auf den Zweiten. „Natürlich, Meister. Gnadenvoller Herr dem ich voll Freude die Stiefel ablecke, wenn ich es nur darf.“ Auch die Stiefel waren voller Blut. Das Leder hatte es irgendwie aufgesogen. „Ich sollte euch alles über Eyron erzählen, nicht wahr? Alles was ich herausfinden kann. War es nicht so?“ „Deine Schläue überrascht mich. Mal sehen ob deine Worte mich noch weiter überzeugen“, fügte der Erste an, ehe ihm der Zweite antwortete. „Eyron hatte die zweifelhafte Ehre an der Klinge von Torvus Telesiem.. oder Wolkenmeer zu enden. Aber ich greife vor, Herr. Ich sehe es in eurem Blick das ihr mehr wissen wollt. Eyron hatte eine Obsession. Er war besessen. Aber natürlich fehlte ihm euer klarer Blick. Er dachte er hätte schon gewonnen. Hehe.. die jagt muss weiter gehen, immer weiter gehen.“ Der Zweite schien sich an einer Vorstellung zu ergötzen und Speichel tropfte auf den Boden und vermischte sich dort mit dem Opferblut. Er war deutlich gedrungener als der Erste. War kleiner und auf irgendeine Weise wirkte er ein Wurm der sich unter den Blicken des anderen hin und her beugte. Doch schließlich nahm er den Faden wieder auf. „Es ist eine lange Zeit her. Etwa vor 20 Jahren zeugte er das Kind. Seine Tochter. Sein Augapfel. Damals stand er noch nicht in der Gunst Malars, aber das änderte sich rasch. Es war nicht schwer und ich weiß nun alles, denn ich bin ein guter Spurensucher. Zeitensucher..ja. Er brauchte 10 Jahre für seinen Aufstieg und trotzdem war es seine Tochter die ihm alles bedeutete, auch wenn er nicht bei ihr wahr, denn er schämte sich insgeheim dafür das sie nicht zu seiner Meute gehörte. Das martete sein schwaches Menschenherz und irgendwann verlor er den Verstand und glaubte er müsste Malar selbst zeigen wer sein neuer Auserwählter sein sollte und er dachte dabei nicht an sich. Schlange tippte sich mit einem Finger an die Stirn um dem Ersten zu zeigen was er von einer solchen Tat hielt. „Er stand hoch in der Gunst seines Gottes und setzte alles für seine Bastardtochter aufs Spiel. Er redete der Meute ein das sie das Rudel in ein neus Zeitalter führen würde. In ein Zeitalter in dem Rivin dem Bestienherren ausgeliefert wäre wie ein Blatt im Wind. Ja. Es gelang ihm sogar seine Tochter zu beeinflussen. Wir alle haben das gespürt. Das haben wir und wir haben die Macht gespürt. Das haben wir.“ Der zweite erging sich wieder in seltsamen Gedanken. Bis der Erste sich räusperte und eine Hand voll Blut in den Raum spritzte. Der Raum eines ehemaligen Tempels, der wohl schon zeuge vieler abscheulicher Rituale war. „Und nun wird es interessant.“, setzte nun der erste an. „Obwohl Eyron nicht im Sinne seines Gottes handelte, ja nicht einmal im Sinne seines Glaubens... funktionierte sein Spiel. Sie war für ihn das, was er in ihr zu sehen glaubte und allein durch diesen Glauben wurde sie zu dem was er haben wollte. Dieses Trugbild war so mächtig, dass es das ganze Rudel überzeugen konnte und nicht nur das Rudel, sondern auch eine Gruppe von roten Magiern die in seiner Tochter ein mehr als interessantes Studienobjekt sahen und wer sind wir.. wer sind wir das wir das Spiel jetzt beenden? Blut für den Bestiengott. Die Jagt muss weiter gehen und sie ist.. immer noch wichtig, selbst wenn sie keine Macht besitzt. Sie ist ein Symbol für das viele ihr Leben gelassen haben und manchmal birgt ein Symbol mehr Macht, als jeder Zauber und jedes Schwert dieser Welt, Schlange. Das ist die Wahrheit die du erst noch begreifen wirst und das hoffentlich noch bevor du in die Mauer der Ungläubigen aufgehst, weil du mir überdrüssig geworden bist.“ Der erste Strich seine Hände an seiner einstmals weißen Robe ab und betrachtete den Zweiten mit einem beinahe infernalisch erfülltem Blick als er das sagte. Aber sie ist nur eine dumme Göre. Was ist wenn Malar selbst seinen zornigen Blick auf sie werfen würde. Auf das was sie zu tun im stande waren und auf das was sie tun würden. Wer konnte schon voraussagen wie sich ein Gott verhielt. Aber Götter mischen sich nicht so oft in die belange von Sterblichen ein, oder? „Herr? Was ist wenn der Kreis davon erfährt? Was ist wenn Torvus auch uns die Kehle durchschneidet. Ich habe mich überall umgehört und alle Stimmen sagten mir das er ein mächtiger Mann sei. Mit ihm ist nicht zu spaßen und er glaubt nicht an Symbole. Nicht an unsere Symbole.“ „Rattengesicht. Ich habe natürlich an alles gedacht. Er wird uns nicht in die Quere kommen. Die Gemeinschaft gibt es nicht mehr. Wir holen uns das Symbol, einen die Meute und setzen sie für unsere Zwecke ein. Noch immer glauben viele von ihnen das Eyron noch lebt oder zumindest in seiner Tochter weiterlebt. Sie sind besessen davon, so wie er besessen von seiner Idee der Jagt war und.. nie kam ich leichte zu so vielen willigen Lakaien die mein Wort in die Länder tragen. Unsere Chance, meine Chance ist da! Sollte sie nicht freiwillig kooperieren, werde ich sie eben mit anderen Mitteln überzeugen.“ Der erste verzog die Lippen zu der Grimasse eines Lächelns und blickte auf das Opferbecken, während er das Messer anhob....
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