Wie in der Versammlung im Fuchsbau beschlossen, hatte die Sonnenelfe Ameng damit begonnen, die Kranken zu befragen, soweit diese sich in der Lage dazu fühlten. Sie tat dies immer nur in Beisein eines der Heilers und brach die jeweilige Befragung ab, sobald der Patient sich zu unwohl fühlte oder aufregte um dann später, zu einem hoffentlich geeignetem Zeitpunkt erneut zu kommen. So sich kein solcher Zeitpunkt ergäbe, würde sie jedoch auch keinen erzwingen. Sie blieb dabei stets freundlich, zuversichtlich und ruhig. Sie erklärte den Erkrankten, dass sie nach Gemeinsamkeiten suchen würden, um den Ursprung der Krankheit zu entdecken, da sich so vielleicht schneller eine Heilmittel finden ließe. Sie betonte das Wort schneller dabei bewusst, um deutlich zu machen, dass sie so oder so ein Heilmittel finden werden. Dass sie selbst nicht daran glaubte, erwähnte sie freilich nicht.
Tief in ihrem Innern war sie alles andere als zuversichtlich. Im Herzen trug sie diesselben Ängste wie Tikali. Noch war die Situation ruhig, noch war alles unter Kontrolle. Bereits in einigen Tagen würden sie sich alle womöglich noch nach der jetzigen Situation zurücksehnen. Bisher war alles ruhig. Alles unter Kontrolle. Bisher hat es keine Toten gegeben. Doch sobald diese schreckliche Krankheit die ersten Opfer unter den Greifensteinern forderte, würde die Situation eskalieren. Panik würde ausbrechen und Menschenmassen, die in Panik gerieten, handelten immer dumm. Vielleicht würden die Gesunden die Kranken wegsperren oder aus der Stadt vertreiben oder sie lynchen wollen, in der Hoffnung, dann nicht ebenfalls zu erkranken. Vielleicht würden sie in andere Dörfer oder Städte zu fliehen versuchen, in denen sie wegen der Situation Greifensteins nicht willkommen wären. In Rosenfeld hatte es bereits die ersten Erkrankungen gegeben. Wie lange werden die Bewohner Rosenfelds Ruhe bewahren, wenn sie hören, wie es bereits um Greifenstein steht? Diese Seuche hatte das grauenvolle Potential, das gesamte Umland in ein grausiges Chaos zu versenken. Aber noch gab es keine Toten. Noch. Noch war die Situation unter Kontrolle. Und sie mussten alles tun, damit es dabei blieb.
So gab sie sich weiter zuversichtlich und optimistisch, während sie ihre Befragungen der Erkrankten und deren Angehörigen fortsetzte. Sie begann damit, die einzelnen Erkrankten zu kategorisieren. Die Daten zu notieren, ab denen die ersten Symptome sich gezeigt hatten. Die Kranken zu befragen, was sie an jenen Tagen und auch an den Tagen zuvor getan hatten, so sie sich noch daran erinnerten. Wo sie an jenen Tagen und den Tagen zuvor gewesen waren. Was sie da getrunken oder gegessen hatten, mit wem sie da zusammen waren und ob ihnen vielleicht irgendetwas, das ihnen im Nachhinein seltsam erscheint, aufgefallen wäre. Anhand dieser Daten versucht sie nun, den gemeinsamen Nenner zu finden, der die Erkrankten verbindet, falls es einen gab. Vielleicht war es ein bestimmtes Wild aus dem Nimmerwald. Vielleicht war es das Wasser aus dem Fluß oder einem bestimmten Brunnen. Vielleicht war es ein bestimmtes Getränk im Fuchsbau. Vielleicht war es der Nimmerwald selbst. Vielleicht war es auch nichts, sondern lediglich blanker Zufall. Aber vielleicht gab es einen gemeinsamen Nenner, etwas, dass bei allen Erkrankten jeweils gleich oder ähnlich war, am Tag der Erkrankung selbst oder an den Tagen zuvor. Ameng versuchte, es herauszufinden.
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"Jene, die sich Abenteurer nennen, sind grausame Individuen aus einer anderen Welt. Sie sind auf der ständigen Suche nach neuen Opfern für ihre dunkle Gottheit Exp, die sie dafür mit immer stärkeren Fähigkeiten und Kräften ausstattet."
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