Das Scheunentor wurde geschlossen, die Verhüllte Gestalt stand nun allein und sah sich um.

Shardas - vielleicht war es unklug gewesen den Namen Preis zu geben, doch damit konnte er sich später beschäftigen. Jetzt gab es erst einmal Arbeit zu erledigen. Wagenräder sollte er anfertigen. Eigentlich eine Beleidigung seiner Fähigkeiten, wo er doch über solches Potential verfügte. Zumindest war eine seiner besten Eigenschaften schon immer gewesen, störende Gefühle zu ignorieren, wenn etwas erreicht werden musste. Er besann sich auf die zwei Voraussetzungen des Erfolges bei handwerklicher Arbeit: Vorbereitung und Ordnung.

Die Vorbereitung war erledigt, alles was er brauchte, fand sich in der Scheune. Die Holzteile für die Wagenräder standen bereits fertig zur Verfügung. Sie mussten nur noch zusammen gesetzt werden. Sogar die Esse war schon angeheizt. Warum eigentlich? Ehe er das erste Rad soweit hätte, würde sie bereits wieder zu kalt sein. Es war egal. Er machte sich also an die Arbeit.

Der zweite Grundsatz: Ordnung. Die Holzteile sortierte er sorgfältig, bis vier vollständige Sätze ordentlich getrennt da lagen. Endlich begann er das erste Rad zusammen zu setzen. Schwierig war es nicht. Es erforderte lediglich etwas Geduld und hier und da ein wenig Fingerspitzengefühl. Wer auch immer die Teile gefertigt hatte, war gründlich genug gewesen. Shardas stellte das erste Rad an die Wand und warf kurz einen Blick nach draußen. Allzu viel Zeit war nicht vergangen. Das Schmieden der Reifen würde wohl den Großteil der Arbeit ausmachen. Dennoch waren zwei Räder heute noch zu schaffen. Die anderen Beiden würden morgen dann folgen. Er setzte auch ein zweites Rad zusammen und stellte es zum ersten. Es war Zeit für etwas Muskelkraft.

Shardas besah sich kurz die Esse. Zu kalt, wie er erwartet hatte. Er warf das benötigte Eisen in die Glut und streckte die Hände aus. Die Wärme war angenehm, eindeutig viel zu kalt. Er schloss die Augen, flüsterte einige Worte auf drakonisch. Flammen schossen aus den Handflächen und hauchten der Esse neues Leben ein. Noch ein wenig mehr Luft und das Feuer hatte die notwendige Temperatur. Der Stahl würde bald folgen.

Vorbereitung! Während Shardas darauf wartete, dass das Eisen heiß genug zum Schmieden werden würde, suchte er sich das passende Werkzeug: Eine Zange und ein Hammer. Und noch eine Zange, die würde später nützlich sein, wenn es an der Zeit wäre den Reifen auf das Rad aufzuziehen. Eine Zange fand auf der Werkbank ihren Platz, die andere und der Hammer wurden kurz auf dem Amboss abgelegt. Der Stahl glühte schon fast weiß. Gleich wäre er bereit bearbeitet zu werden. Shardas schloss einmal mehr die Augen, flüsterte wieder drakonische Worte, doch legte er diesmal die Handflächen gegeneinander. Kurz sah er vor seinem inneren Auge einen wilden Stier, doch nicht einmal einen Augenblick später war das Bild verschwunden. Zurück blieb nur die unbändige Stärke, welche nun seine Arme beflügelte.

Er nahm das glühende Metall aus dem Feuer und fing an es mit kräftigen, zielsicheren Schlägen des Hammers zu bearbeiten. Hin und wieder heizte er es in der Esse wieder auf und fuhr dann fort, faltete den Stahl einmal, schmiedete etwas Stroh mit hinein um die Elastizität zu erreichen, welche auf holprigen Landstraßen das bersten verhindern würde, faltete den Stahl ein zweites mal. Vier Lagen würden für ein Wagenrad ausreichen. Schlag um Schlag wurde aus einem Stück Eisen ein Reifen aus Stahl, grade groß genug im Durchmesser um auf eines der vorbereiteten Holzräder zu passen. Es war fast soweit und Shardas begann den Reifen in der zischenden Flüssigkeit herunter zu kühlen.

Die Luft waberte von der Hitze, doch der Stahl glühte nicht mehr. Etwa zweihundert Grad mochte er noch haben, vielleicht knapp dreihundert. Höchste Zeit den Reifen aufzuziehen. Shardas legte den Hammer beiseite und nahm stattdessen die zweite Zange zur Hand. Als er begann den Reifen aufzuziehen begann es sofort nach versengtem Holz zu riechen, doch der Reifen war so passgenau gemacht, die Temperatur so gut getroffen, dass er sich fast mühelos auf das Rad ziehen ließ. Als der Reifen endlich richtig saß kühlte Shardas ihn unter neuerlichem Zischen endgültig ab. Ein leichtes knirschen im Holz bestätigte ihm die Richtigkeit seines Verfahrens. Der Stahl hatte sich durch die Kühlung stark zusammen gezogen und saß nun so fest auf dem Rad, dass beide ohne erhebliche Gewalteinwirkung unmöglich voneinander zu trennen waren.

Shardas machte sich nicht die Mühe noch einmal nachzusehen, wie spät es wohl geworden war, sondern begann sofort mit dem zweiten Reifen. Diesmal hatte er es nicht ganz so leicht. Ein paar mal hätte er beinahe die richtige Temperatur verpasst und er brauchte einige Versuche, ehe der Reifen perfekt auf dem Rad saß. Letztendlich war aber auch das zweite Rad in einer Qualität fertig gestellt, die der des Ersten in nichts nach stand.

Shardas löschte die Esse, denn er wusste, dass es spät geworden sein musste. Für heute würde er ruhen und die übrigen Räder würden morgen folgen.

Und der Morgen kam. Shardas begab sich erneut in die Schmiede, setzte die Räder zusammen, heizte die Esse und Schmiedete die Reifen. Es ging nicht so schnell voran wie beim ersten Rad, hier und da wurde es Millimeter-Arbeit, doch letztendlich waren auch die übrigen Räder ein Erfolg, allesamt von guter Qualität. Die Wirtin würde vermutlich zufrieden sein. Shardas war es jedenfalls.

Zeit, noch etwas auszuruhen und sich zu überlegen, wohin es nach der Übergabe seiner Arbeit gehen sollte...

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"Ich brauch' 'nen Schluck starkes Rhönbier!"

Charktere:
Shardas Teken'neld - paranoider Drow in Schocktherapie
Kasai Taiyome - Mönch der Sonnenseele - unbeholfen, aber heil nach Rivin zurückgekehrt (oder was davon übrig ist)